Roland Koch ist gestern Mittag im Wiesbadener Landtag zum Ministerpräsidenten einer schwarz-gelben Koalition gewählt worden. Damit ging ein Jahr...

Wiesbaden. Roland Koch ist gestern Mittag im Wiesbadener Landtag zum Ministerpräsidenten einer schwarz-gelben Koalition gewählt worden. Damit ging ein Jahr ungeklärter Mehrheitsverhältnisse in Hessen zu Ende, in dem roland Koch nur geschäftsfürhend amtierte.

Dem 50 Jahre alten CDU-Politiker war die Anspannung anzusehen, als das Ergebnis der geheimen Abstimmung kurz vor 14 Uhr verkündet wurde. Die Nervosität war begründet: Koch erhielt nur 62 von 117 möglichen Stimmen, obwohl CDU und FDP im neuen Landtag 66 Abgeordnete stellen. Es war ein Schönheitsfehler. Vielleicht sogar ein Dämpfer. Ein "Misstrauensvotum", wie der gescheiterte SPD-Spitzenkandidat und neue Oppositionsführer Thorsten Schäfer-Gümbel anschließend meinte, war es nicht.

In der kurzen Ansprache, die er im Anschluss an seine Vereidigung hielt, übte sich Koch in Bescheidenheit. Er sprach von "Wunden", die die letzten Monate hinterlassen hätten, und bat darum, Hessen in "fairer und offener Diskussion" gestalten zu können: "Dort, wo es gelungen ist Brücken zu bauen, sollten die Brücken nicht eingerissen werden." Die Regierung wolle viele Menschen mitnehmen, sich aber nicht aufdrängen.

CDU und FDP hatten die vorgezogene Landtagswahl vom 18. Januar klar gewonnen, nachdem die damalige SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti zweimal mit dem Versuch gescheitert war, mithilfe der Linkspartei eine rot-grüne Minderheitsregierung zu bilden. Von den zehn Ministern in Kochs Kabinett stellen die Liberalen drei. FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn verwaltet nicht nur das Ressort Justiz, Integration und Europa, er ist auch stellvertretender Ministerpräsident.