Rund 50.000 Gäste kommen zum Publikumstag auf die Baustelle des Hauptstadtflughafens. Einen neuen Eröffnungstermin gibt es noch nicht.
Schönefeld/Berlin. Über das Gelände des künftigen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg weht ein kalter Wind. Er passt irgendwie zur eisigen Atmosphäre in der politischen Landschaft beider Länder nach der erneut verschobenen Eröffnung des Airports in Schönefeld. Das Debakel ist am Samstag bei den Publikumstagen in aller Munde. Mit der Veranstaltung wollten Politik und Betreibergesellschaft eigentlich für das größte Infrastrukturprojekt Ostdeutschlands werben.
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Warm anziehen müssen sich möglicherweise bald Flughafenchef Rainer Schwarz und Technik-Chef Manfred Körtgen. Denn Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der am Mittag begleitet von Schwarz auf der Veranstaltungsbühne erschien, versprach den Gästen: „Wir werden mit den Planern Tacheles reden.“
Gegebenenfalls werde es auch Konsequenzen geben, sagte Wowereit, der zugleich dem Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft vorsteht. Auf die Einlassung einer Radiomoderatorin, sie hoffe, dass nicht „kleine Leute“ gehen müssten, fügte er hinzu: „Wir werden keine Mitarbeiter aus den unteren Bereichen für die Chefs opfern.“
Wowereit bittet um Nachsicht
Als der Regierungschef dann sagte, die Verschiebung des für 3. Juni geplanten Eröffnungstermins sei zwar eine „mittlere Katastrophe“, bei allen Problemen könne man aber sehen, wie weit der Flughafen schon sei – „ein grandioses Werk“, schallte ihm lautes Gelächter aus dem Publikum entgegen.
Mit einem Raunen reagierten die Besucher auf die Worte des Flughafenchefs, der erneut die Probleme mit der Brandschutzanlage als Grund für die Terminverschiebung nannte. Es habe auch eine ganze Reihe anderer technischer Probleme gegeben, räumte Schwarz dann ein, aber deshalb sei die Inbetriebnahme nicht infrage gestellt gewesen.
Wowereit bat das Publikum um Nachsicht und Unterstützung dafür, dass der Flughafen nun nicht gänzlich hinterfragt werde. Er fügte hinzu: „Wir sind stolz auf das, was wir bisher geleistet haben.“ Wegen der hohen Erwartungshaltung sei es zurzeit aber sehr schwierig, einen neuen Eröffnungstermin zu nennen.
Er hoffe, dass nach der Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft am Mittwoch ein „neuer, belastbarer Termin“ bekanntgegeben werden könne, sagte der Regierungschef. Die ursprünglich für Montag geplante Sitzung war nach Angaben eines Flughafensprechers aus Termingründen verschoben worden.
Volksfeststimmung kommt nicht auf
Das Publikumsinteresse an dem Flughafenprojekt ist offensichtlich groß. Die Veranstalter schätzten die Besucherzahl am Nachmittag auf mindestens 50.000. Aber Volksfeststimmung wollte trotz Riesenrad und Kinderprogramm, Bratwurst- und Getränkebuden, Info-Ständen, Fluggerät und Feuerwehrwagen nicht so recht aufkommen.
Der geplatzte Eröffnungstermin sei eine Blamage für Berlin, sagte Erhard Grunewald aus Spandau. „Hier sieht noch vieles nach Baustelle aus, kaum vorstellbar, wie der Flughafen im Juni hätte öffnen sollen“, ergänzte der Rentner. Der pensionierte Bauingenieur Frank Krenz aus Hamburg bezeichnete die kurzfristige Verschiebung des Eröffnungstermins als einen „unfassbaren Vorgang“.
Der Kraftfahrer Jürgen Lubrich aus Königs Wusterhausen sagte, er wolle sich gar nicht erst ausmalen, welche Probleme jetzt auf die Gastronomen und Einzelhändler zukämen, die ihre Geschäfte im Juni im Terminal öffnen wollten und Personal eingestellt hätten.
Andere Besucher reagierten gelassener auf die Verzögerung. „Wir warten schon so viele Jahre auf den Flughafen, da kommt es auf ein paar Monate mehr oder weniger bis zur Eröffnung auch nicht mehr an“, sagte Petra Krüger aus Rotberg. Und ihr Ehemann Jürgen ergänzte: „Wenn der Flughafen erst in Betrieb ist, redet später niemand mehr von den Problemen.“