Das vorläufige Endergebnis für die Piraten: 8,2 Prozent. Die Fraktion um Torge Schmidt plant, in Kiel für mehr Transparenz zu sorgen.
Kiel. Torge Schmidt, der Spitzenkandidat der Piraten, wartet brav vor der Tür des Landeshauses. Erst um 18 Uhr, als die TV-Sender den Einzug der Freibeuter in den Landtag melden, öffnen sich für Schmidt die Türen der ehemaligen kaiserlichen Marineakademie. Der 23-jährige Kaufmann aus Büdelsdorf ist nervös, nicht wegen der politischen Herausforderung, sondern wegen eines Fernsehinterviews, das in wenigen Minuten beginnen soll. "Ich muss ja noch in die Maske."
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Im Kieler Stadtzentrum feiern derweil gut 150 Piraten in der "Pumpe", meist junge Männer, viele in schwarzen T-Shirts mit dem Parteilogo. Einige trinken Sekt, andere freuen sich auf das Freibier, das später angeblich reichlich in dem Veranstaltungszentrum fließen soll. Für die Piraten ist es bei der dritten Landtagswahl in Folge der dritte Erfolg. Und wieder, so sagen es Wahlforscher, haben die Freibeuter viele Stimmen bei bisherigen Nichtwählern und im jungen Wahlvolk gesammelt.
Sechs Plätze im Landtag scheinen den Piraten sicher. Damit käme auch Angelika Beer gerade noch zum Zug. Die frühere Bundesvorsitzende der Grünen ist die einzige Profi-Politikerin bei den Nord-Piraten. Auch Schmidts Stiefvater (Platz sieben) und seine Stiefmutter (Platz neun) könnten den Sprung ins Kieler Parlament noch schaffen, falls es Überhang- und damit Ausgleichsmandate gibt.
Das Chaos im Landeshaus, wo ob der unklaren Mehrheitslage in allen Gängen über mögliche Koalitionen spekuliert wird, lässt die Piraten kalt. Sie haben bislang weder Angebote noch Ambitionen, Schleswig-Holstein mitzuregieren, wollen im Landtag aber für mehr Transparenz und Datenschutz eintreten.
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In den vergangenen Tagen war der Siegeszug der Piraten ins Stocken geraten. Nach Berichten über das teils abgekupferte Wahlprogramm, über die schmidtsche Piratenfamilie auf Kaperfahrt in den Landtag und Schlagzeilen über angeblich antisemitische Äußerungen eines Lübecker Piraten waren die Umfragewerte von elf auf neun Prozent gesunken. Selbst Schmidt war zeitweise nicht mehr sicher, ob die Piraten wirklich das Parlament entern. Rückenwind bekam er von der Bundespartei. Sie richtete am vergangenen Wochenende in Neumünster ihren Bundesparteitag aus, sorgte damit für schöne Bilder in den Medien und weitere Eintritte. Vor Kurzem nahmen die Nord-Piraten stolz ihr 1000. Mitglied an Bord.