Hamburg/Berlin. Es ist ein Vorschlag mit politischer Sprengkraft - und einer, der bei der Linkspartei umgehend heftige Reaktionen zur Folge hatte: Nach der Parlamentswahl sollte Griechenland nach der Vorstellung des Chefs des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, "zu einem europäischen Protektorat" werden. Das Land sei nicht in der Lage, sich aus eigener Kraft gegen die Profiteure der Krise zu wehren und brauche deshalb "rat- und tatkräftige Unterstützung bei der Schaffung funktionsfähiger staatlicher Strukturen", sagte der Ökonom dem "Tagesspiegel".

Der Schweizer HWWI-Direktor sagte weiter: "Aus diesem Grund wäre es klug, darauf hinzuarbeiten, Griechenland zu einem europäischen Protektorat zu machen." In diesem Punkt sei die EU gefordert. Sie müsse Athen bei der Modernisierung der Institutionen auf jeder Ebene unterstützen, vor allem aber in der Verwaltung sowie mit Steuerfachkräften und Finanzbeamten.

Ein gescheiterter Staat könne sich in aller Regel nicht aus eigener Kraft gegen die Profiteure des aktuellen Zustands zu einem Neuanfang zwingen. Unabhängig vom Wahlergebnis bleibe Griechenland ein "failed state".

Die Linkspartei rief nach Bekanntwerden von Straubhaars Vorschlägen dazu auf, die öffentliche Förderung des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts einzustellen. Linken-Vize Katja Kipping sagte dem Abendblatt: "Alle Ministerien und Hochschulen sollten sich ernsthaft überlegen, ob sie mit Aufträgen und Geld ein Institut unterstützen, dessen Direktor öffentlich antidemokratische und geschichtsblinde Ressentiments verbreitet. Ein Förderstopp wäre nach dieser Entgleisung allemal angemessen."

Das Gesagte dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben, so Kipping. "Das HWWI lebt von Steuergeldern. Sogar der Direktor wird aus Staatsmitteln als Professor alimentiert", begründete sie ihren Aufruf, die Förderung des HWWI einzustellen.