Kristina Schröder geht für 14 Wochen in den Mutterschutz
Berlin. Kristina Schröder wird jetzt funktionieren müssen. Auch wenn sie es hasst, Vorbild zu sein. Und doch wirft die Republik von nun an prüfend ihre Blicke auf sie und ihren Brauch. Gnadenlos. Die Bundesfamilienministerin, gerade 33 Jahre alt, hatte gestern ihren vorerst letzten Arbeitstag und geht nun für 14 Wochen in den Mutterschutz. Im Juli erwartet sie ihr Kind, Schröder ist eine von 650 000 Frauen in diesem Jahr, die schwanger sind. Doch wird man genau hinschauen, wie sie es meistert als Frau, die Karriere gemacht hat und nun ein Kind bekommt. Wer betreut ihr Kind? Wann schicken die Eltern ihr Kind in die Krippe? Wer bleibt zu Hause - Mutter oder Vater? Kristina Schröder wird nun zum Realitätscheck für viele Frauen mit Aufstiegsträumen.
Ehemann Ole Schröder ist ebenfalls Politiker in Berlin, Staatssekretär im Innenministerium. Die Schröders, ein Paar mit Power. Der Geburtstermin fällt in die parlamentarische Sommerpause. Weder sie noch er haben als Abgeordnete des Bundestags Anspruch auf Elterngeld und Elternzeit. Die beiden müssen selbst entscheiden, wie viel Zeit sie ihrer Familie widmen.
Die beiden Unionspolitiker haben schon vor langer Zeit entschieden, das Private nicht öffentlich zu machen. Schröder spricht nicht über ihre Gefühle als Mutter, sie lässt nicht einblicken in die Familienplanung einer Familienministerin. Anders als ihre Vorgängerin Ursula von der Leyen - die zeitweise zur Übermutter stilisiert wurde. Mit einem ewigen Lächeln im Gesicht. Sie war Kronzeugin ihrer eigenen Politik.
Schröder hatte schnell Erfolg in ihrem Beruf, ist ganz oben angekommen und wird nun auch noch Mutter. Für viele im Land gilt ihre Situation als Bewährungsrobe. Kristina Schröder will das nicht. Es ist ein fieser Zufall, dass die Ministerin ihre vorerst letzte Pressekonferenz am Donnerstag zum Thema "Gesundheitstipps für Schwangere" hielt. Gemeinsam mit Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU). Ein Journalist fragte Schröder dann, wie sie sich informiert habe über die Ernährung in der Schwangerschaft. Das Übliche, antwortete die Ministerin. Broschüren. Sie wolle wirklich keine Ernährungstipps geben, sagt sie. Schröder mag es nicht, Vorbild für die Republik zu sein.