Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel verschärft den Ton gegenüber den Euro-Schuldensündern. Im Zuge der Diskussion um ein höheres Renteneintrittsalter in Deutschland forderte sie für drei Staaten längere Lebensarbeitszeiten und weniger Urlaub. Vor Parteifreunden in Meschede sagte die CDU-Vorsitzende: "Es geht auch darum, dass man in Ländern wie Griechenland, Spanien, Portugal nicht früher in Rente gehen kann als in Deutschland, sondern dass alle sich auch ein wenig gleich anstrengen - das ist wichtig." Dies müssten die Länder nachweisen, dann werde Deutschland auch helfen.
SPD-Chef Sigmar Gabriel warf der Kanzlerin in "Spiegel Online" Populismus vor: "Damit schürt sie anti-europäische Ressentiments, statt endlich Verantwortung für Europa als Ganzes zu übernehmen." Nach einer Erhebung der Industriestaaten-Organisation OECD beginnt das gesetzliche Rentenalter für Männer in allen drei genannten Ländern wie in Deutschland mit 65 Jahren. Faktisch aber scheiden die Portugiesen im Schnitt erst mit 67 Jahren aus dem Berufsleben aus, während die Deutschen sich deutlich früher in den Ruhestand verabschieden und bereits mit 61,8 Jahren den Job quittieren. Auch die Griechen arbeiten laut Statistik länger - bis 61,9 Jahre.
Unterdessen forderten die fünf Wirtschaftsweisen, das Renteneintrittsalter in Deutschland bis 2060 auf 69 Jahre anzuheben.