Grüne halten Freude über Bin-Laden-Tod für unangemessen. Geißler verteidigt Kanzlerin
Berlin. Die von Kanzlerin Angela Merkel offen geäußerte Freude über den Tod von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden ist bei den Grünen auf Kritik gestoßen. "Ich bin auch erleichtert, dass dieser Verbrecher sein Unwesen nicht mehr treibt", sagte der Grünen-Obmann im Verteidigungsausschuss, Omid Nouripour, dem ZDF-"Morgenmagazin" gestern. "Aber Freude ist tatsächlich ein bisschen merkwürdig beim Tod eines Menschen."
Der Tübinger Philosoph Ottfried Höffe forderte im Deutschlandfunk bei der Diskussion, den "unstrittigen Kern" nicht zu vergessen, dass nämlich "der Chef einer grausamen Terroristengruppe" gefasst worden sei. Merkel hatte gesagt: "Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten." Später hatte sie eingeräumt, dass diese Aussage missverständlich klingen könne.
Höffe sagte, in Analogie zum Attentat auf Adolf Hitler, über dessen Gelingen man hätte froh sein können, solle man nicht zu rasch glauben, "man könnte hier mit christlichen Maßstäben die Bundeskanzlerin verurteilen". Der ehemalige CDU-Politiker Heiner Geißler sagte ebenfalls im Deutschlandfunk: "Zum Christlichsein gehört auch, dass man nicht jede Äußerung, die jemand anders tut, dann sofort, ich will mal so sagen, pedantisch und moralisierend auf die Goldwaage legt."
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, meinte: "Als Bundeskanzlerin mit Vorbildcharakter für Deutschland und als Vorsitzende einer christlichen Partei ist dieser Satz in Hinblick einer angemessenen Pietät suboptimal." Es läge nun an uns, nicht der Logik des Terrors zu folgen und mit gleicher Münze zurückzuschlagen.