Hamburg/Berlin. Mit ungewohnter Schärfe hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) ihre eigene Partei kritisiert und auch Mängel am Führungsstil von FDP-Parteichef Guido Westerwelle angesprochen. "Jeder von uns macht nicht immer alles richtig und kann auch dazulernen und sich verbessern, auch der Vorsitzende", sagte Leutheusser-Schnarrenberger dem "Spiegel". Insgesamt sei die Darstellung der FDP nicht so, wie man es sich wünschen würde. "Und diese Darstellung lebt natürlich von den Personen an der Spitze."
Die Ministerin sprach sich für eine thematische Öffnung der Partei aus: "Vielleicht haben wir uns zu wenig bemüht, unsere Themen in der angemessenen Vielfalt zu präsentieren." Man müsse nun die richtigen Prioritäten setzen und "uns auch zu Dingen bekennen, die wir vor Kurzem noch nicht auf dem Zettel hatten", forderte Leutheusser-Schnarrenberger.
Westerwelle selbst ging jetzt in der Debatte um eine Öffnung der Liberalen zu SPD und den Grünen in die Offensive. Mit Blick auf die nordrhein-westfälische FDP sagte er, der Landesverband werde verantwortungsbewusst und richtig entscheiden. Die Grünen nahmen die Äußerungen Westerwelles zum Anlass, Bedingungen an die FDP für Gespräche zu stellen, etwa Studiengebühren abzuschaffen und Gemeinschaftsschulen zu ermöglichen. Grünen-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann zeigte sich im Abendblatt irritiert über Westerwelles Kurswechsel.