Die Bundesländer wollten Impfstoff gegen die Schweinegrippe ins Ausland verkaufen – erfolglos. Nun rechnen sie mit hohen Verlusten.
Alle Verhandlungen über den Verkauf von Schweinegrippe-Impfdosen sind bislang gescheitert – jetzt droht den Bundesländern ein Verlust von rund 236 Millionen Euro. „Die Chancen, den Impfstoff doch noch verkaufen zu können, werden natürlich mit jedem Tag geringer“, sagte der Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums, Thomas Spieker, der Nachrichtenagentur DAPD am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“.
Laut neuesten Zahlen sitzen Bundesländer noch auf mindestens 28,3 Millionen nicht verimpfter Dosen mit einem Kaufpreis von 7 Euro netto oder 8,33 Euro brutto pro Dose. Daraus errechnet sich ein möglicher Verlust von bis zu 236 Millionen Euro für die Länder. Allein das bevölkerungsreichste Bundesland NRW droht laut „WAZ“ auf 6,4 Millionen Impfdosen im Gesamtwert von 53,3 Millionen Euro sitzen zu bleiben. Und ewig können die Impfdosen nicht aufbewahrt werden: „Im Schnitt läuft die Haltbarkeit der Impfdosen im Herbst 2011 ab“, heißt es im Ministerium.
Niedersachsen, das im Moment den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz der Länder hat, hatte im Namen aller 16 Bundesländer seit Januar nach Abnehmern für den Impfstoff gesucht. Zunächst zeigten zwar etliche Staaten wie Albanien, Moldawien, Mazedonien, Kosovo und die Mongolei Interesse, doch als weltweit die Angst vor der Schweinegrippe rapide sank, kam kein Verkauf zustande.
„Mit einem Staat haben wir konkreter verhandelt, aber da keine Gegenleistung floss, kam kein rechtsgültiger Vertrag zustande“, berichtet Ministeriumssprecher Spieker. Welcher Staat den Vertrag kurz vor der Lieferung noch platzen ließ, wollte er nicht sagen. Spieker betonte, es sei verfrüht, von einem endgültigen Scheitern der Verkaufsverhandlungen zu sprechen.
Nun hoffen die Länder, wenigstens einen Teil des Serums im Herbst wieder zu Geld machen zu können: Experten des Bundes prüften derzeit, ob der Impfstoff auch gegen die saisonale Grippe eingesetzt werden könne.
Insgesamt wurden von den Ländern laut Angaben des Ministeriums 34,0 Millionen Impfdosen für 283,2 Millionen Euro angeschafft. Deutschlandweit rund 7 Prozent der Bevölkerung hätten sich demnach bis zum 23. April impfen lassen – dies sind etwa 5,7 Millionen Menschen. Folglich sind noch rund 28,3 Millionen Impfdosen eingelagert.
Der Sprecher des niedersächsischen Ministeriums betonte, die Länder stünden trotzdem weiter zur systematischen Vorbereitung auf eine Schweinegrippe-Pandemie: „Man verzichtet ja nicht auf den Brandmelder, nur weil es nicht brennt.“
Spitzenreiter beim Impfen gegen die Schweinegrippe sind den Angaben zufolge die Menschen in Sachsen-Anhalt – hier ließen sich 11,1 Prozent impfen. Am wenigsten Interesse an einer Impfung hatten die Menschen in den Stadtstaaten Berlin und Bremen mit 4,4 beziehungsweise 4,3 Prozent. Baden-Württemberg, Hamburg, das Saarland und Sachsen fehlen in der Statistik.