Dubai. Ein Öl-Boss als Präsident der Welklimakonferenz - das bleibe ein „unauslöschlicher Fleck“ auf der COP28, kritisieren Klimaschützer. Zumal die Emirate auch in Zukunft auf Profite mit Öl und Gas setzen.
Auf der Weltklimakonferenz in Dubai haben Klimaschützer die Expansionspläne des staatlichen Ölkonzerns des Gastgeberlandes Vereinigte Arabische Emirate angeprangert. Die Projekte seien „ein todsicheres Rezept, um den katastrophalen Klimawandel zu beschleunigen“, heißt es in einem Bericht der Organisationen Urgewald, Lingo, Reclaim Finance und Banktrack. Tatsächlich plant der Adnoc-Konzern nach eigenen Angaben, seine Ölförderung bis 2030 um 25 Prozent zu erhöhen.
Die Organisatoren schrieben, es bleibe schockierend, dass ausgerechnet der Adnoc-Chef, Sultan al-Dschaber, nun Präsident der laufenden UN-Klimakonferenz von knapp 200 Staaten sei. Dies sei ein „atemberaubender Interessenkonflikt“, der einen „unauslöschlichen Fleck“ auf der COP28 hinterlasse. „Der COP-Präsident hat keine Vision von einer Zukunft ohne fossile Energien“, hieß es weiter. Stattdessen treibe seine Firma Adnoc die Expansion von Öl und Gas voran, wolle aber nur einen winzigen Teil der entstehenden Treibhausgasemissionen unter der Wüste speichern.
Den Recherchen der Organisationen zufolge plant Adnoc ganz konkret zahlreiche neue Gas- und Ölprojekte. Schon 17 Projekte seien gebilligt worden. „Adnoc hat keine Absicht, sein Geschäftsmodell umzustellen oder gar seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern“, heißt es dazu.
Medien berichten über fragwürdige Aussagen Al-Dschabers
Al-Dschaber hatte erst am Sonntag viel Kritik auf sich gezogen: Laut „Guardian“ und „Centre for Climate Reporting“ sagte er im November in einer Videoschalte unter anderem mit UN-Vertretern, es gebe „keine Wissenschaft“, die belege, dass der Ausstieg aus fossilen Energieträgern notwendig sei, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Zudem habe er in der Schalte gesagt, Entwicklung ohne die Nutzung fossiler Energien sei nicht möglich, „wenn man die Welt nicht in die Steinzeit katapultieren will“.
Die Internationale Energie-Agentur (IEA) hat mehrfach festgehalten, dass die Erschließung neuer Öl- und Gasfelder nicht vereinbar ist mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Doch noch viele andere Staaten wollen zusätzliche Ölförderungspläne trotz der Klimakrise genehmigen, darunter die USA, Norwegen und Großbritannien.
Kein Ausstieg aus fossiler Förderung - im Gegenteil
Erst diesen Monat hatte ein Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und führender Forschungsinstitute ergeben, dass die weltweit geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas weiter jedes Maß übersteigen. Die von Staaten geplante Produktion für 2030 betrage mehr als das Doppelte (110 Prozent mehr) dessen, was nach den Pariser Klimazielen zulässig wäre. Die Fördermengen von Öl und Gas weltweit werden demnach noch bis mindestens 2050 weiter steigen.
Auch die Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future hatte die Aussagen des COP-Präsidenten kritisiert. „Wenn Schlüsselpersonen den wissenschaftlichen Konsens anzweifeln, zieht das den ganzen Verhandlungsprozess ins Lächerliche. Wir sind hier, um die Würde und die Integrität dieser Konferenz zu schützen“, sagte sie. Leider müsse man noch immer auf simpelste Erkenntnisse der Klimaforschung hinweisen, die seit Jahrzehnten vorliegen. „Das kann jedes Schulkind verstehen. Das ist lächerlich. Und darüber sind wir wütend.“