Beirut. Die hauptsächlich aus Teheran finanzierte Hisbollah gilt als weitaus mächtiger als die Hamas. Ihr militärischer Arm wird von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft.
Die Schiitenorganisation Hisbollah (Partei Gottes) entstand 1982 mit iranischer Unterstützung als Antwort auf die israelische Invasion im Libanon. Seitdem kämpft sie politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Der Bürgerkrieg, der den Libanon bis heute prägt, dauerte bis Anfang der Neunzigerjahre. Verheerende Anschläge und Entführungen während der Zeit gehen auf das Konto der Hisbollah.
Am Freitag bekräftigte die Organisation ihre Kampfbereitschaft. Vor Hunderten Anhängern sprach der stellvertretende Generalsekretär der Organisation, Naim Ghassem, der islamistischen Hamas seine Unterstützung aus. „Wenn die Zeit zum Handeln gekommen ist, werden wir sie ergreifen“, sagte Ghassem. „Wir befinden uns in einer Zeit der Siege und nicht in einer Zeit der Niederlagen.“
Die Gruppe ist in dem multikonfessionellen Land am Mittelmeer auch im Parlament vertreten. Finanziert wird sie hauptsächlich aus Teheran. Die Hisbollah engagiert sich karitativ, besitzt aber auch einen militärischen Arm, dem nach Schätzungen mehrere tausend Kämpfer angehören. Dieser wird von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft, in Deutschland gilt seit 2020 ein Betätigungsverbot für die gesamte Hisbollah.
Großes Arsenal an Raketen und Kampfdrohnen
Die Hisbollah gilt als weitaus mächtiger als die Hamas. Ihr Einfluss reicht tief in den von Krisen gelähmten libanesischen Staat. Die Organisation kontrolliert vor allem den Süden an der Grenze zu Israel, von Schiiten bewohnten Viertel der Hauptstadt Beirut sowie die Bekaa-Ebene im Norden des Landes. Unter Generalsekretär Hassan Nasrallah hat sie in der Vergangenheit mit Unterstützung aus Teheran ihren Einfluss stetig ausgebaut.
Neben einer besseren Ausbildung ihrer Kämpfer verfügt die schiitische Organisation über ein großes Arsenal an Raketen und Kampfdrohnen. Nasrallah schmiedete in seiner Amtszeit Bündnisse mit Politikern verschiedener Lager, um seinen Einfluss auszubauen. An der Hisbollah gibt es im Libanon aber auch scharfe Kritik. Viele Libanesen waren etwa entsetzt über Anschuldigungen, die Hisbollah habe den ehemaligen Hoffnungsträger und Premierminister Rafik Hariri umgebracht. Kritiker sagen außerdem, die Gruppe zielt auf einen Wandel der westlich geprägten Identität vieler Libanesen.