Washington. Was führt der Wagner-Chef im Schilde? Die Antwort darauf fällt selbst Experten schwer. Nun legt ein Zeitungsbericht nahe, dass Prigoschin russische Truppenpositionen der Ukraine preisgeben wollte.
Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, soll einem US-Medienbericht zufolge der Ukraine angeboten haben, Stellungen russischer Truppen zu verraten. Als Gegenleistung habe er den Abzug ukrainischer Soldaten aus der umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut gefordert. Kiew habe das Angebot abgelehnt, schrieb die „Washington Post“ am Sonntag (Ortszeit). Das Blatt bezieht sich auf durchgesickerte Dokumente des US-Geheimdienstes, die auf der Plattform Discord aufgetaucht waren. Für das Angebot von Ende Januar habe Prigoschin seine Kontakte zum ukrainischen Militärgeheimdienst genutzt.
Russland hat vor mehr als 14 Monaten seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet. Die Söldnertruppe Wagner kämpft an der Seite regulärer russischer Truppen. Seit Monaten sind Wagner-Kampfverbände vor allem im Raum Bachmut aktiv, wo derzeit die blutigsten Kämpfe mit hohen Verlusten auf beiden Seiten laufen.
Prigoschin hat sich öffentlich mit der russischen Militärführung angelegt. Der Söldnerchef beklagte sich mehrfach über die seiner Ansicht nach fehlende Unterstützung seitens des russischen Verteidigungsministeriums. Ihm werde zu wenig Munition geliefert, sagte er. Vergangene Woche hatte Prigoschin eingeräumt, dass seine Söldnertruppe in Bachmut immer stärker in Bedrängnis gerate.
Doch Prigoschin gilt als Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin, der ein solches Angebot an die Ukraine als Verrat werten könnte, schreibt die „Washington Post“. Aus den Dokumenten gehe nicht hervor, welche russischen Truppenpositionen Prigoschin preisgeben wollte.
WP: Mit ukrainischen Vertretern getroffen
Prigoschin habe der Ukraine gar mehrfach Informationen über russische Truppen in Bachmut angeboten, sagte ein namentlich nicht genannter ukrainischer Beamter dem Blatt. Kiew habe abgelehnt, da Prigoschin als nicht vertrauenswürdig gelte. Ähnliche Zweifel an Prigoschins Absichten habe es auch in Washington gegeben, schrieb die Zeitung unter Berufung auf einen US-Beamten, der ebenfalls nicht namentlich genannt werden wollte.
Die „Washington Post“ berichtete weiter, Prigoschin habe sich mit Vertretern des ukrainischen Militärgeheimdienstes in einem afrikanischen Land getroffen. Nachdem er zunächst ironisch ein Treffen mit dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes bestätigt hatte, dementierte er am Montag derartige Gespräche. „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich in Afrika spätestens seit Ausbruch des Konflikts nicht mehr war, eigentlich sogar schon ein paar Monate vorher Beginn der "militärischen Spezialoperation" (so nennt Moskau seinen Angriffskrieg in der Ukraine) nicht mehr“, sagte er auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes.