Nordkorea hat seine Drohung wahrgemacht und einen unterirdischen Nukleartest durchgeführt. UN-Sicherheitsrat trifft sich noch heute.
Seoul/Pjöngjang/Moskau/New York. Eskalation im Atomstreit mit Nordkorea: Das kommunistische Land hat am Dienstag nach eigenen Angaben einen weiteren Atomtest unternommen. Ein dritter Nukleartest sei erfolgreich durchgeführt worden, berichteten die Staatsmedien. Die amtliche Agentur KCNA meldete, ein miniaturisierter Sprengsatz mit größerer Stärke als bei früheren Tests sei gezündet worden. Der Versuch sei in sicherer und perfekter Art und Weise ausgeführt worden.
Im Nordosten Nordkoreas seien Erdstöße registriert worden, die auf einen unterirdischen Nukleartest hinwiesen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul. Das „künstliche“ Beben in Nordkorea um etwa 12 Uhr Ortszeit (4 Uhr MEZ) habe wahrscheinlich eine Stärke von 4,9 gehabt, hieß es. Südkorea und Japan beriefen jeweils ihren nationalen Sicherheitsrat ein.
Es werde angenommen, dass der Test eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen TNT gehabt haben könnte, sagte der Ministeriumssprecher in Seoul. Die Bombe, die 1945 über Hiroshima niedergegangen war, hatte ein Sprengkraft von 13 bis 16 Kilotonnen.
USA, Russland und Ban verurteilen Atomtest
Die USA reagierten scharf. US-Präsident Barack Obama nannte den Test „einen in hohem Maße provokativen Akt“, wie das Weiße Haus mitteilte. Dieser bedrohe die Sicherheit der USA und den internationalen Frieden, heißt es in einer Mitteilung, die das Weiße Haus noch in der Nacht veröffentlichte.
Obama versprach, die USA würden „weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, die nötig sind, um uns selbst und unsere Verbündeten zu schützen“. Er verlangte außerdem „rasche und glaubwürdige Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft“ als Reaktion auf den Test.
Russland hat den nordkoreanischen Atomtest entschieden verurteilt. Er sei eine Verletzung der internationalen Verpflichtungen des Landes, zitierte die Agentur Interfax aus Kreisen des Außenministeriums.
In New York erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, der Test sei eine klare und schwerwiegende Verletzung bestehender UN-Resolutionen. Es sei bedauerlich, dass Nordkorea die internationalen Appelle ignoriert habe, derartige provokative Akte zu unterlassen.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kommt wegen des nordkoreanischen Atomtests noch am Dienstag zu einer Sondersitzung zusammen. Die Sitzung werde um 9 Uhr (16 Uhr MEZ) beginnen, erklärte die südkoreanische UN-Mission. Das Land ist seit Januar im Sicherheitsrat vertreten und hat derzeit den Ratsvorsitz inne.
Nordkorea kommt mit dem Atomtest seinem Ziel näher, einen atomaren Sprengsatz bauen zu können, der auf eine Rakete montiert werden kann. In den staatlichen Medien hieß es, Ziel sei es, der Feindseligkeit der USA etwas entgegenzusetzen, die das Recht Nordkoreas auf den Start von Satelliten untergrüben. Es war der erste Test, seitdem Kim Jong Un im Dezember 2011 die Macht in Nordkorea von seinem Vater Kim Jong Il übernommen hat.
Atombehörde kündigt Untersuchungen an
Bereits vor der Bestätigung durch Pjöngjang war das südkoreanische Verteidigungsministerium davon ausgegangen, dass Nordkorea am Dienstag seinen dritten Atomtest durchgeführt hat. Dieser Test sei vermutlich die Ursache für ein Beben, das in der Nähe des Ortes registriert worden sei, an dem Nordkorea schon früher Atomtests durchgeführt habe, erklärte ein Sprecher. Nordkorea habe China und die USA von seinen Plänen unterrichtet, einen Atomtest durchzuführen.
„Das ungewöhnliche seismische Ereignis zeigt eine klar explosionstypische Charakteristik und es lag annähernd deckungsgleich mit den Atomtest der DPRK (Nordkorea) von 2006 und 2009“, sagte Tibor Toth, Leiter der UN-Behörde zur Überwachung des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO), am Dienstagmorgen in Wien. Sollte sich das bestätigen, dann wäre es eine Gefahr für den internationalen Frieden und die Sicherheit. Tóth kündigte weitere Untersuchungen seiner Behörde an.
Zuvor hatten mehrere Beobachtungsstellen ein Beben in Nordkorea gemeldet, das anscheinend nicht natürlichen Ursprungs war. Ein Analyst in Seoul erklärte, es sei „sehr wahrscheinlich“, dass es sich um einen Atomtest gehandelt habe. Das südkoreanische Verteidigungsministerium hob die Alarmstufe an. Auch unterirdische Atomtests können Beben auslösen, sie unterscheiden sich aber von denen natürlichen Ursprungs.
Weitere Sanktionen gegen Nordkorea?
Das Politbüro in Nordkorea hatte zuvor angekündigt, dass das Land auch in Zukunft ungeachtet aller internationalen Proteste Langstreckenraketen testen wolle. Das ging aus einer Erklärung hervor, die am Dienstag von den staatlichen Medien in Pjöngjang verbreitet wurde. Der im vergangenen Monat angekündigte Atomtest wurde dabei aber nicht weiter erwähnt.
Angrenzende Länder haben gewarnt, bei einem Atomtest werde es weitere Sanktionen gegen Nordkorea geben. Südkorea und die USA hatten dem kommunistischen Land für den Fall eines dritten Tests schwerwiegende Konsequenzen angedroht. Unter anderem wird eine weitere Verschärfung der UN-Sanktionen gegen das weitgehend isolierte Land wird nicht ausgeschlossen.
Nordkorea hatte einen neuen Atomtest und weitere Raketentests im Januar aus Protest gegen die Ausweitung von UN-Sanktionen angekündigt. Ein Zeitrahmen dafür war aber nicht genannt worden. Der Weltsicherheitsrat hatte mit den verschärften Sanktionen auf einen nordkoreanischen Raketenstart im Dezember reagiert.