Ri Sol Ju, Ehefrau des Machthabers Kim Jong Un, könnte Mutter geworden sein. Als Indiz dafür dienen Bilder südkoreanischer Medien.
Seoul. Ist Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un Vater geworden? Neue Bilder von der nordkoreanischen First Lady Ri Sol Ju haben in Südkorea Spekulationen über möglichen Nachwuchs im Herrscherhaus des kommunistischen Landes ausgelöst. Ri erschien bei einer Neujahrsfeier in Pjöngjang in elegantem Kostüm nicht mehr mit einem „Babybauch“, wie südkoreanische Medien am Donnerstag berichteten.
Mitte Dezember war sie auf Bildern des Staatsfernsehens noch mit stark gewölbtem Bauch zu sehen, den sie bei einem öffentlichen Auftritt unter einem langen schwarzen Kleid verborgen hatte. In Südkorea hatten Beobachter deshalb vermutet, dass Ri hochschwanger sei. Angesichts des Gewichstverlusts, den die Bilder verrieten, sei nicht ausgeschlossen, dass sie ein Kind zur Welt gebracht habe, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Regierungsbeamten in Seoul. Weder für eine Schwangerschaft Ris noch für die Geburt eines Babys gab es eine Bestätigung aus Nordkorea.
Für die Koreaner beiderseits der Grenze ist das Thema von Interesse. Mit einem Sohn wäre der Herrscherfamilie ein möglicher Stammhalter geboren. In dem Land regiert die Kim-Familie in dynastischer Erbfolge seit über 60 Jahren. Nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il wurde der knapp 30-jährige Kim Jong Un vor einem Jahr zum Machthaber ausgerufen. Auffällig ist jedoch, wie sehr sich Kim von seinem Vorgänger absetzt, auch wenn ein wesentlicher politischer Kurswechsel bisher nicht zu erkennen ist. Kim gibt sich volkstümlich-menschlich, sucht die Nähe zu den Bürgern und lacht mit Soldaten und findet offensichtlich Vergnügen in Freizeitparks. Auch hält er anders als sein Vater öffentlich Reden und lässt sich von seiner Frau bei Inspektionsreisen begleiten.
Sein Vater und der immer noch als gottgleich verehrte Großvater und Republikgründer Kim Il Sung ließen sich so gut wie nie zusammen mit ihren Frauen blicken. Die Vorgänge in der Herrscherfamilie waren bisher für die nordkoreanischen Medien tabu. Noch wirken die alten Regeln nach, glauben Beobachter. Dass Kim Jong Un verheiratet ist, war erst im vergangenen Sommer von Nordkorea bestätigt worden. Einige Medien hatten berichtet, Kim und Ri seien vermutlich schon seit 2009 vermählt. Auch gibt es Gerüchte, dass sie bereits ein gemeinsames Kind hätten. Bestätigt wurde das nie.
Doch interpretieren Beobachter Kims Verhalten als eine neuartige Offenheit. Dazu zählen auch die häufigen Auftritte der attraktiven Ri an Kims Seite. Ri, die früher Schlagersängerin gewesen sein soll, zeigt sich modebewusst und trägt unter anderem teure Halsketten und Taschen westlicher Luxusmarken. Hinter Kims Öffentlichkeit steht nach Meinung von Experten auch zu einem guten Teil Berechnung.
Am Neujahrstag hielt er als erster nordkoreanischer Machthaber seit 19 Jahren eine Ansprache. Kim knüpfte dabei an die Tradition von Kim Il Sung an. Es könne angenommen werden, dass Kim den „volksnahen“ Kim Il Sung nachahmen und damit die Nostalgie der Ära seines Großvater hervorrufen wolle, analysierte das staatliche Korea-Institut für Vereinigung (Kinu) in Seoul. Das spiegele „den Führungsstil Kims Jong Uns und die Notwendigkeit wider, ein stabiles Regime sicherzustellen“.