Die Sicherheitslage ist katastrophal, Korruption und Drogenhandel grassieren, die Präsidentenwahl hat sich weitgehend als Farce erwiesen und soll nun in einer Stichwahl repariert werden.
Angesichts dieser Zustände haben viele Beobachter die Hoffnung aufgegeben, in Afghanistan könne sich die Demokratie durchsetzen.
Das wäre zum jetzigen Moment auch tatsächlich zu viel erwartet. Derzeit geht es in Kabul nicht um die mustergültige Umsetzung demokratischer Regularien und Gepflogenheiten nach westlichem Standard. Für das Land überlebenswichtig sind zunächst ein Minimum an Stabilität und eine leidlich akzeptierte Zentralregierung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das wäre schon allerhand in einem Land, das 30 Jahre Krieg und Bürgerkrieg hinter sich hat, das noch immer mehr in Clan-Strukturen als staatlichen Kategorien denkt und dessen Wirtschaft am Boden liegt. Ohne Stichwahl drohen ein Machtvakuum, weiterer Zerfall und absolutes Chaos. Das ist keine Alternative.