US-Präsident Barack Obama will die Wogen der Empörung wegen seiner harschen Polizeikritik glätten: Bei einem “Bier im Weißen Haus“ sollen Missverständnisse beseitigt werden.
Washington. Die beiden Kontrahenten in dem Streit über eine angebliche rassistische Polizeiaktion, der schwarze Harvard-Professor Henry Louis Gates und der weiße Polizist James Crowley, nahmen die Einladung an.
Der Präsident bedauerte in einer überraschend angesetzten Stellungnahme, den Medienwirbel um den Vorfall in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) "angeheizt" zu haben. Nachdem er am Mittwoch die Polizeiaktion gegen Gates öffentlich als "dumm" gebrandmarkt hatte, sprach er nun von einer "unglücklichen" Wortwahl.
Obama reagierte damit auf Proteste der Polizei und eine heftige Debatte über Rassendiskriminierung in den USA. Fast einhellig kritisierten die US-Medien die Stellungnahme des Präsidenten für den schwarzen Wissenschaftler, der ein Freund Obamas ist, als "voreilig" und "parteilich".
Hintergrund ist die umstrittene Festnahme des 58-jährigen Professors Gates, der beim gewaltsamen Öffnen seiner eigenen Haustür von Polizisten als Verdächtiger in Handschellen abgeführt worden war. Gates hatte bei der Rückkehr von einer Chinareise Schwierigkeiten mit dem Haustürschloss. Nachbarn glaubten, als sie Gates und seinen Fahrer zu der nächtlichen Stunde an der Tür hantieren sahen, an einen Einbruch und alarmierten die Polizei.
Obwohl der Wissenschaftler sich als Eigentümer des Hauses ausweisen konnte, wurde er festgenommen. Gates beschuldigte bei der Festnahme und später die Polizei des rassistischen Verhaltens. Die Polizei wirft Gates vor, gegen die Beamten ausfällig geworden zu sein und randaliert zu haben. Zudem habe er sich anfangs nicht ausweisen wollen.
Nüchtern betrachtet war eigentlich nichts Weltbewegendes passiert. Sergeant Crowley hatte agiert, wie amerikanische Polizisten eben agieren. Völlig gleichgültig, um wen es sich handelt, um was es geht - erst einmal werden Handschellen angelegt. Wie bei jedem, der verdächtig ist, beschuldigt wird oder Regeln verletzt. Und umgekehrt hat auch der Star-Professor und Obama-Freund genau das getan, was unzählige Schwarze in den USA tun, wenn sie mit der Staatsautorität konfrontiert sind. Sie beschuldigen die Beamten, oft völlig ungeachtet dessen, wie höflich und korrekt diese auftreten, lautstark als "rassistisch" und "brutal".
Tage nach dem Vorfall wird deutlich, dass Gates und Crowley ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem alltäglichen Rassismus und auch dem Kampf dagegen haben. Der Professor hat in seinem vornehmen Wohnviertel mehrfach erleben müssen, wie er mit Arbeitern oder Hausangestellten verwechselt wurde. Vermögende Schwarze passen eben nicht in die amerikanischen Alltagsklischees.
Und Crowley ist ein Mann mit bestem Leumund: 1993 hatte er mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung den schwarzen Basketball-Star Reggie Lewis nach einer Herzattacke zu retten versucht. Und seine Polizeiabteilung wählte ihn aus für Kurse, um junge Polizeibeamte Toleranz und die Vermeidung rassistischer Stereotype zu lehren.
Mit einem Bier werden vielleicht die Missverständnisse unter den drei Beteiligten ausgeräumt. Zur Lösung des Grundproblems bedarf es einiger Anstrengungen mehr - und viel Zeit.