Nach dem Tod eines Jugendlichen an einem Kontrollpunkt in Afghanistan bemüht sich die Bundeswehr um Schadensbegrenzung. Wie “Spiegel Online“ vermeldete, sollen die Angehörigen des 15-Jährigen finanziell für den tragischen Todesfall entschädigt werden.
Berlin. Er war durch Schüsse deutscher Soldaten ums Leben gekommen. Bei einem ähnlichen Vorfall an einem Kontrollpunkt im vergangenen Herbst hat die Bundeswehr einer Familie nach dem Tod einer jungen Mutter und ihrer zwei Kinder 20 000 Dollar gezahlt.
Zu dem tödlichen Zwischenfall war es am Sonntag gekommen, als ein Minivan auf den mit Bundeswehrsoldaten besetzten Kontrollpunkt zuraste und trotz Warnschüssen nicht anhielt. Nach dem Vorfall habe die Familie aus einem kleinen Dorf bei Kundus gegenüber der Bundeswehr eine in Afghanistan bei tödlichen Unfällen übliche Entschädigung gefordert. Wie viel Geld die Familie bekommen soll, stehe noch nicht fest. Aus Bundeswehrkreisen hieß es, man wolle dann über die Summe reden, wenn die Operation der afghanischen Armee gegen Aufständische in der Region beendet sei. Niels Annen, der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, nannte diese Maßnahme gestern richtig. "Es spricht für die Professionalität der Bundeswehr", sagte Annen dem Hamburger Abendblatt, "dass sie das nach Landessitte regelt." Die Sorge, dass die Bundeswehr durch solche Vorkommnisse den Rückhalt in der afghanischen Bevölkerung verlieren könnte, teile er nicht. "Die Bundeswehr würde an Ansehen verlieren, wenn sie den Aktionen der Taliban tatenlos zusehen würde."
Auch Ulrike Merten, die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag, ist davon überzeugt, dass die Bundeswehr durch die gegenwärtige Großoffensive im Raum Kundus an Standing gewinnt. "Denn die Bevölkerung sieht, dass deutsche Streitkräfte zusammen mit der afghanischen Armee - wenn nötig - gegen die Taliban vorgehen und ihnen keinen Raum lassen, sich in der Nordregion auszubreiten." Aus afghanischer Sicht sei es dabei immer wieder wichtig festzustellen, dass nicht die afghanische Armee die Bundeswehr in den aktuellen Gefechten unterstütze, sondern dass es umgekehrt sei, sagte die SPD-Politikerin dem Abendblatt.