Zivilisten fürchten, dass die Taliban sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen. Nach Armeeangaben wurden binnen 24 Stunden 140 Aufständische getötet.
Mingora. Die Militäroffensive gegen die Taliban im Nordwesten Pakistans hat nach Uno-Angaben binnen weniger Tage eine halbe Million Menschen in die Flucht getrieben. Die Streitkräfte setzten ihre Angriffe im Swat-Tal fort, Tausende Zivilpersonen waren während der Kämpfe in der Stadt Mingora eingeschlossen. Die Bewohner forderten eine Feuerpause, um sich in Sicherheit bringen zu können. Nach Angaben der Truppen wurden binnen 24 Stunden 140 Aufständische getötet. Augenzeugen berichteten außerdem von zivilen Opfern.
Es sei ein Militäreinsatz in großem Ausmaß im Gange, um die Region von den Taliban zu befreien, sagte Generalmajor Athar Abbas. Ministerpräsident Yousuf Raza Gillani warb bei der Bevölkerung um Unterstützung für die Anfang der Woche gestartete Großoffensive. Ziel sei es, „die Elemente auslöschen, die den Frieden und die Ruhe im Land zerstört haben und Pakistan als Geisel nehmen wollen“, sagte Gilani am Donnerstag in einer Fernsehansprache.
Das Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erklärte, in Nordwestpakistan gebe es inzwischen eine Million Flüchtlinge. Allein in den vergangenen Tagen seien rund 200 000 Menschen in sichere Gebiete geflüchtet, etwa 300 000 weitere seien noch unterwegs oder wollten aufbrechen, sagte UNHCR-Sprecher Ron Redmond. Der Bürgermeister des Bezirks Mardan erklärte, schätzungsweise 250 000 Menschen hätten binnen weniger Tage die Flucht ergriffen. Ministerpräsident Gilani bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe.
Augenzeugen berichteten in Mingora, die Taliban hinderten die Einwohner daran zu flüchten und wollten sie möglicherweise als Schutzschilde missbrauchen. „Wir wollen die Stadt verlassen, aber wegen der Kämpfe kommen wir nicht weg“, sagte Hidayat Ullah. „Wir werden getötet, unsere Kinder werden getötet, genauso unsere Frauen – nur diese Taliban werden entkommen“, sagte Ullah. „Tötet Terroristen, aber lasst uns in Ruhe.“ Noch vor zwei Jahren hatte Mingora etwa 360 000 Einwohner.