Die Metropole Aleppo ist vom Militär umstellt. Rebellen schultern die Waffen, um sich in die „Mutter aller Schlachten“ zu stürzen.
Damaskus/Beirut. Die syrische Millionenmetropole Aleppo ist zur Frontstadt geworden. Die Aufständischen rüsteten sich am Freitag für die „Mutter aller Schlachten“ gegen das angreifende Militär. Die USA trauten den Regierungstruppen zu, ein Massaker anzurichten. „Es sieht so aus, als ob das Regime sich dafür in Stellung bringt“, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland. Mit Hubschrauber- und Artillerieangriffen bereiteten die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad vom Stadtrand aus eine Bodenoffensive vor. Der Syrische Rote Halbmond zog seine Mitarbeiter aus Aleppo ab.
Der örtliche Rebellenkommandeur Abu Omar al-Halebi sagte am Telefon, dass zu den 2500 Kämpfern in der Stadt noch einmal 3000 aus anderen Landesteilen zur Verstärkung angerückt seien. „Wir sind bereit für die Mutter aller Schlachten“, sagte al-Halebi.
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Um die wichtigste Stadt im Norden kämpfen Militär und bewaffnete Oppositionelle seit vergangenem Wochenende. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad verlegt seit Mittwoch Tausende Soldaten in die Region. Nach Rebellenberichten ist die Stadt voller Flüchtlinge. Ein Apotheker aus Aleppo berichtete der dpa am Telefon allerdings, dass die Straßen in der Innenstadt wie ausgestorben wirkten: „Die Straßen sind leer, nicht ein Mensch ist zu sehen.“ Alle Läden, Banken, Werkstätten, Bäckereien und selbst Apotheken hätten geschlossen.
„Wir sind in höchstem Maße besorgt, was sie in Aleppo zu tun in der Lage sind“, sagte US-Außenamtssprecherin Nuland mit Blick auf das Militär. Die Stadt sei sehr dicht besiedelt. Sie befürchte einen „weiteren Verzweiflungsakt eines Regimes im Niedergang, um die Kontrolle aufrechtzuerhalten“. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, drängte Regierung wie Rebellen, die Zivilbevölkerung zu verschonen und die Menschenrechte zu achten.
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Syrische Menschenrechtsbeobachter berichteten auch von Kämpfen in den Provinzen Idlib und Daraa, in der nordöstlichen Stadt Deir as-Saur und im Damaszener Außenbezirk Al Hadschar al-Aswad. In der Kleinstadt Maarat al-Noaman (Provinz Idlib) sollen Aufständische das Rathaus mit Gewehren und Panzerfäusten angegriffen haben. Bis zum Nachmittag seien landesweit mindestens 40 Menschen getötet worden.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zog wegen der unsicheren Lage die meisten seiner ausländischen Mitarbeiter aus Damaskus ab, sagte ein IKRK-Sprecher der Nachrichtenagentur sda in Genf. Der Syrische Rote Halbmond stellte seine Aktivitäten in Aleppo weitgehend ein. Augenzeugen zufolge erstellten Aktivisten Listen, auf denen steht, an welche Ärzte und Praxen sich die Bürger im Notfall wenden können.
Die Abgeordnete Ichlas Badawi, die Aleppo im syrischen Parlament vertritt, setzte sich unterdessen aus ihrem Heimatland ab. „Ich habe mich in die Türkei begeben, aus Protest gegen Unterdrückung und bestialische Folter gegen das Volk in Syrien“, sagte die Politikerin am Freitag dem Nachrichtensender Sky News Arabia. Badawi, die für die herrschende Baath-Partei im Parlament saß, ist bislang die erste Abgeordnete, die dem Regime den Rücken kehrt.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte, es sei offensichtlich, dass ein „Erosionsprozess“ auch im Regime von Assad begonnen habe: „Wir sehen zunehmend Kräfte innerhalb des Militärs, die Assad den Rücken kehren.“ Er kündigte an, dass Deutschland seine humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge um drei auf elf Millionen Euro aufstockt.
Das Auswärtige Amt stehe mit verschiedenen oppositionellen Gruppen in Kontakt, sagte ein Sprecher. Es gehe dem Außenminister darum, die syrische Opposition zu stärken und zu professionalisieren. Noch keinen Kontakt gebe es allerdings zum syrischen General Manaf Tlass, dem bisher höchsten Offiziellen, der sich vom Assad-Regime abgewandt hat. Er hatte angekündigt, die zerstrittene syrische Opposition einen zu wollen. „Ich werde jeden ansprechen, der Syrien wiederaufbauen möchte, sowohl im Inland wie auch im Ausland“, sagte er einer saudischen Tageszeitung. (dpa)