Um die Macht in Mali an sich zu reißen, greifen Islamisten zu radikalen Mitteln: Sie vernichten Mausoleen, die auf der Liste der Unesco stehen.
Timbuktu/Paris. Bewaffnete Islamisten haben in der malischen Stadt Timbuktu nach Angaben von Bewohnern sowie den UN mindestens drei muslimische Mausoleen zerstört, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörten. Sie hätten damit begonnen, die Grabstätten mit Schaufeln zu beschädigen, sagte der Augenzeuge Ali Yattara am Sonnabend. "Sie haben alles kaputt gemacht. Es sind etwa zehn Leute, und sie sind mit Hämmern und Äxten unterwegs. Es ist schrecklich. Die Bevölkerung von Timbuktu ist sehr, sehr zornig“, sagte ein Zeuge aus Timbuktu dem französischen Rundfunksender RFI. In einer Stellungnahme der Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova wurde berichtet, dass die jahrhundertealten muslimischen Mausoleen von Sidi Mahmud, Sidi, Moctar und Alpha Moya zerstört worden seien. Die Unesco rief zum sofortigen Stopp der Verwüstungen auf.
Frankreich verurteilte die willkürliche Vernichtung der Heiligengräber. "Die systematische Zerstörung dieser Orte der Andacht und des Gebets, die seit Jahrhunderten zur Seele dieser prestigeträchtigen Stadt gehören, ist eine unerträgliche Handlung“, teilte das Außenministerium am Sonnabend in Paris mit. In der Mitteilung wurde "ein Ende dieser Gewaltakte und dieser Intoleranz“ gefordert.
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Die Aktion sei eine Reaktion auf eine Bitte der Weltkulturorganisation Unesco in der vergangenen Woche, die Gräber auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen, sagte Yattara. Extremisten der al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) haben nach eigenen Angaben die Kontrolle über die nördliche Hälfte Malis übernommen und die Volksgruppe der Tuareg vertrieben. Die Rebellen kämpfen gegen die Regierungstruppen und wollen die Herrschaft in dem Wüstenstaat übernehmen, der mehr als dreimal so groß ist wie Deutschland, aber nur rund 14,5 Millionen Einwohner hat.
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Wegen des bewaffneten Konflikts hatte das Unesco-Welterbekomitee Timbuktu erst am Donnerstag auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Die Wüstenstadt Timbuktu liegt etwa tausend Kilometer nördlich der Hauptstadt Bamako. Die Stadt am Rande der Sahara wird auch "Perle der Wüste“ genannt und zählt seit 1988 zum Weltkulturerbe. Neben drei großen Moscheen gehören 16 Friedhöfe und Mausoleen zum Weltkulturerbe. Insgesamt gibt es in Timbuktu mehr als 300 Heiligengräber. Timbuktu war lange Zeit ein Zentrum der islamischen Lehre und Forschung.
Mit Material von dpa/dapd/rtr