Kairo/Berlin. Eine Woche vor den Wahlen in Ägypten sieht die Welt den Demokratisierungsprozess in großer Gefahr. Auch gestern ging das Militär wieder mit Gewalt gegen Tausende Demonstranten in Kairo vor. Ein Sprecher der Bundesregierung sagte, die hohe Zahl der Toten sei "bestürzend". EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton rief die Militärregierung auf, den Menschen zuzuhören und das Demokratiebestreben zu respektieren. Amnesty International kritisierte, die Menschenrechte würden heute in Ägypten teils noch stärker mit Füßen getreten als zu Zeiten von Ex-Staatschef Husni Mubarak.
Auf dem Tahrir-Platz kam es gestern erneut zu chaotischen Szenen, als die Sicherheitskräfte Tränengas und Gummigeschosse gegen Protestierer einsetzten. Bis zu 33 Menschen sollen seit Freitag getötet worden sein, 2200 wurden verletzt. Die Demonstranten fordern vom Militärrat, der nach Mubaraks Abgang die Macht übernommen hatte, eine schnellere Übergabe der Verantwortung an eine Zivilregierung. Das Übergangskabinett trat gestern Abend wegen der Proteste zurück.