Mit dem einwöchigen Besuch in Japan will der Bundespräsident nach den Katastrophen ein “Zeichen der Solidarität und Freundschaft“ setzen.
Tolio. Bundespräsident Christian Wulff hat zum Auftakt seiner Japanreise der Opfer der Katastrophen vom März gedacht. „Es ist mir wichtig, ganz zu Anfang meines Besuches in Japan allen Opfern von Erdbeben, Tsunami und Reaktorunfall meinen Respekt zu erweisen“, sagte Wulff am Sonntag auf einem „Deutschlandfest“ in Tokio. Am Dienstag will das Staatsoberhaupt in der nordjapanischen Katastrophenregion mit Evakuierten sprechen und sich über den Stand des Wiederaufbaus informieren.
„Wir teilen ihr Leid“, sagte der Bundespräsident und betonte: „Wir bewundern die disziplinierte Aufbauarbeit, die hier geleistet wird.“ Die Nachrichten von den Katastrophen hätten „in ganz Deutschland eine Anteilnahme ausgelöst, die belegt, wie eng die Verbindungen zwischen Deutschland und Japan sind“. Mit seinem offiziellen Besuch, der knapp eine Woche dauert, will Wulff nach Erdbeben, Tsunami und dem Atomunfall ein „Zeichen der Solidarität und Freundschaft“ setzen.
Beide Länder feiern zudem in diesem Jahr das Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 150 Jahren. Beim Höhepunkt dieser Jubiläumsfeierlichkeiten, einem ausgelassenen „Deutschlandfest“ in Tokio, traf der Bundespräsident auf die Girlie-Popband Akb 48, sprach mit deutsch-japanischen Liebespaaren und pflanzte gemeinsam mit Kronprinz Naruhito im Arisugawa-Park eine Linde. „Die Hacke, die gebraucht wird, rostet nicht“, zitierte Wulff ein japanisches Sprichwort. Dass er sich beinahe eine Woche Zeit nehme, um bei seinem offiziellen Besuch durch das Land zu reisen, zeige, „wie sehr“ er Japan liebe.
Naruhito, der im Juni Berlin besucht hatte und damals gemeinsam mit Wulff im Park von Schloß Bellevue einen Kirschbaum pflanzte, lobte Wulff am Sonntag als großen Freund Japans. Außerdem bedankte er sich für die „tief empfundene Anteilnahme und Solidarität“ der Deutschen, die er nach der Katastrophe von Fukushima empfunden habe.
Wulff wird in Tokio am Montag vom japanischen Kaiser Akihito empfangen. Vorgesehen sind zudem Gespräche mit Ministerpräsident Yoshihiko Noda und weiteren Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft. Dabei will der Bundespräsident auch die deutsche Energiewende erläutern und über die Euro-Krise sprechen, die im stark verschuldeten Japan aufmerksam beobachtet wird. In einem Interview mit der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei“ wies Wulff Kritik zurück, die EU reagiere auf die Euro-Krise zu langsam: „Angesichts der Fülle und Tragweite der Entscheidungen in Europa ist es unangebracht, Europa als zu zögerlich und inflexibel darzustellen.“
Die Politik müsse sich davon lösen, „hektisch auf jeden Kursrutsch an den Börsen zu reagieren und darf sich nicht abhängig machen von Banken, von Rating-Agenturen oder reißerischen Schlagzeilen“, sagte der Bundespräsident und betonte: „Politik hat langfristig orientiert zu sein und muss, wenn nötig, auch unpopuläre Entscheidungen treffen.“ In freiheitlichen Demokratien müssten die Entscheidungen im Übrigen immer von den Parlamenten getroffen werden, bekräftigte Wulff seine Kritik an der unzureichenden Einbindung des Bundestags bei der Energiewende.
Die derzeitige Krise sei zugleich eine Finanz- und eine Schuldenkrise, analysierte der Bundespräsident. Die G-20-Staaten müssten die internationalen Bemühungen zu einem „klaren, globalen Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte“ weiter vorantreiben. In vielen Ländern sei aber auch jahrelang über höhere Schulden und billigeres Geld Wohlstand erkauft worden. „Ohne eine “Abkehr von der Schuldenpolitik der Vergangenheit„ sei die Krise nicht zu bewältigen. “Wir brauchen eine Kehrtwende zu nachhaltigem Wirtschaften und Haushalten„, forderte Wulff. (dapd)