Israel reagiert auf die Anschläge von Eilat, bei denen acht Menschen starben und fliegt Angriffe auf Gaza. Südisrael von Raketen getroffen.

Gaza/Jerusalem. Die Lage in Nahost droht nach den tödlichen Angriffen vom Donnerstag auf israelische Fahrzeuge nahe der Touristenmetropole Eilat an der Grenze zu Ägypten weiter zu eskalieren. Am frühen Freitagmorgen haben Israels Streitkräfte eigenen Angaben zufolge zwölf Ziele im Gazastreifen angegriffen. Zu den Zielen gehörten demnach unter anderem eine Waffenfabrik sowie Tunnel von Schmugglern im Süden des Gazastreifens. Die Sicherheitskräfte in Israel waren vor dem dritten Freitagsgebet im islamischen Fastenmonat Ramadan in erhöhter Alarmbereitschaft. Der Zugang zum Tempelberg wurde für Palästinenser eingeschränkt.

Im Süden Israels schlugen nach Militärangaben am Freitag fünf Raketen ein. Sie seien von Extremisten aus dem Gazastreifen abgefeuert worden. Eine weitere, auf die Stadt Aschkelon abgefeuerte Rakete sei vom israelischen Raketenabwehrsystem abgefangen worden. Berichte über mögliche Opfer lagen zunächst nicht vor.

Bei einem der israelischen Luftangriffe wurde nach Krankenhausangaben in der Stadt Gaza ein 13-jähriger Junge getötet, zehn Menschen wurden verletzt. Bei einem weiteren Angriff wurden nach Angaben von Sicherheitsbeamten der Hamas-Organisation fünf Mitglieder der Volkswiderstandskomitees und ein dreijähriges Kind getötet. Unter den Getöteten soll auch der Chef der besonders extremen Organisation "Volkswiderstands-Komitees“ (PRC), Awab Airab, sein. Die israelischen Streitkräfte betonten, der Angriff habe einem PRC-Führer gegolten.

Bei einem Luftschlag seien an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten auch ein Offizier der ägyptischen Armee und zwei Polizisten getötet worden, berichtete die ägyptische Zeitung Al-Ahram auf ihrer Internetseite unter Berufung auf das Militär. Mehrere Polizisten seien verletzt worden.

Beobachter: Neue Dimension des Terrors

Bei Anschlägen im Süden Israels waren am Donnerstag acht Israelis getötet worden. Israel machte dafür Extremisten aus dem Gazastreifen verantwortlich, die über Ägypten ins Land gelangt seien. Die Anschläge seien von den Volkswiderstandskomitees ausgeführt worden. Sie hätten zum Ziel gehabt, Zivilpersonen oder Soldaten zu entführen.

Beobachter sprachen angesichts der Eilat-Anschläge von einer neuen Dimension des Terrors. Die Attentäter hätten zunächst einen Reisebus nördlich des Badeortes am Roten Meer beschossen und seien dann geflohen. Kurz darauf seien am selben Straßenabschnitt ein zweiter Bus und zwei Privatautos unter Feuer genommen worden. Ein herbeigerufenes Armeefahrzeug sei auf eine Sprengfalle gefahren.

Der Bus der Linie 392 von Beerschewa nach Eilat war voll besetzt. Die meisten Passagiere waren Soldaten auf dem Weg ins Wochenende, um die dienstfreien Tage bei ihren Familien zu verleben oder um ein wenig an den Stränden der israelischen Touristenhochburg zu entspannen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte in einem Telefongespräch mit dem Bürgermeister von Eilat, Israel werde auf den Anschlag und die Verletzung seiner Souveränität reagieren. Auch Verteidigungsminister Ehud Barak versprach, die Armee werde die Täter finden und zur Verantwortung ziehen. Barak vermutete hinter dem Anschlag Palästinenser aus dem Gazastreifen. Auch wenn es bisher keine Belege für diese Vermutung gibt, könnten die Täter über den Grenzübergang Rafah im Süden Gazas nach Ägypten gelangt sein. Der Vorfall zeige "die schwindende ägyptische Kontrolle über den Sinai und die zunehmende Aktivität der Terroristen dort", sagte Barak und kündigte an, "mit aller Wucht" gegen diese Terroranschläge vorgehen zu wollen.

Die in Gaza regierende islamistische Hamas bestritt, für die Anschläge verantwortlich zu sein. Sollte das tatsächlich stimmen, mangelt es nicht an möglichen anderen Urhebern. Der palästinensische Spitzenpolitiker Saeb Erekat warnte Israel vor "unverantwortlichen Vergeltungsmaßnahmen“. Israel dürfe die Zivilbevölkerung nicht kollektiv bestrafen.

Islamisten witteren nach Mubarak-Sturz ihre Chance

Die Halbinsel Sinai bietet seit Jahren verschiedenen islamistischen Terrorgruppen Unterschlupf, einige von ihnen unterhalten Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida. Immer wieder kam es zu Anschlägen auf ägyptische Hotels am Roten Meer. Seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak wittern die Islamisten wohl eine Chance: In al-Arisch wurden vor einigen Wochen Flugblätter verteilt, die die Anwendung der Scharia im Sinai forderten, auch die örtliche Polizeistation war angegriffen worden.

Bei den Anschlägen von Eilat handelte sich um den verheerendsten Terroranschlag in Israel seit dem 6. März 2008. Damals tötete ein arabischer Attentäter acht Studenten in einer jüdischen Religionsschule in Jerusalem. Die Serie von Anschlägen trifft Israel mitten in der touristischen Hochsaison. In der Urlauberhochburg Eilat am Roten Meer verbringen im August Zehntausende Menschen aus aller Welt ihre Ferien. Die südisraelische Stadt galt bislang als sicher.

Die USA, die Vereinten Nationen, Frankreich und Deutschland verurteilten die Anschläge scharf. Außenminister Guido Westerwelle warnte davor, sich von der Suche nach einer Friedenslösung für den Nahen Osten abbringen zu lassen. "Das schwierige Ringen um Frieden und Ausgleich im Nahen Osten darf nicht durch Terror und Gewalt torpediert werden.“ (dpa/dapd/abendblatt.de)