Tokio. Drei Wochen nach Beginn des Atomdesasters in Japan wächst die Angst vor den langfristigen Folgen. Die Anwohner des havarierten Kernkraftwerks Fukushima werden laut Regierung wegen der freigesetzten Radioaktivität möglicherweise nie wieder in ihre Häuser zurückkehren können. Die Evakuierung des Katastrophengebiets sei langfristig angelegt, hieß es.
Ministerpräsident Naoto Kan gestand ein, noch immer habe sich die Lage in den vier außer Kontrolle geratenen Reaktoren nicht stabilisiert. "Ich bin darauf vorbereitet, einen lange anhaltenden Kampf zu führen." Der Reaktorbetreiber Tepco bestätigte, dass im Grundwasser um Fukushima 10 000-fach erhöhte Werte von Jod-131 gemessen wurden. An diesem Sonntag soll der Wind auf Nord drehen. Dann könnten strahlende Partikel in Richtung Tokio getrieben werden.
Auch in Deutschland wächst die Sorge vor belasteten Lebensmitteln aus Japan. Offenbar horten viele Verbraucher grünen Tee. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) versicherte, Importe würden zusätzlich überprüft. Die japanische Gemeinde in Hamburg sagte wegen der Katastrophe das geplante Kirschblüten-Feuerwerk am 20. Mai ab.
Unterdessen sucht der Energiekonzern RWE wegen der vorläufigen Stilllegung der ältesten deutschen Reaktoren die Konfrontation mit der Bundesregierung. Das Unternehmen erhob Klage gegen die Abschaltung seines Kernkraftwerks Biblis A.