Zu Opferzahlen machen syrisches Staatsfernsehen und Menschenrechtler unterschiedliche Angaben. Moschee vom Stromnetz abgehängt.

Damaskus. Eine Woche nach Beginn der Proteste von Regimegegnern in Syrien sind in der südlichen Stadt Daraa am Mittwoch offenbar mehrere Menschen ums Leben gekommen. Das syrische Staatsfernsehen meldet, bei einem Angriff einer Gruppe Bewaffneter auf einen Krankenwagen seien vier Menschen getötet worden. Die "bewaffnete Bande“ habe den Wagen überfallen und einen Arzt, einen Sanitäter, einen Fahrer und einen Polizisten getötet. In Daraa waren am Wochenende sieben Demonstranten durch Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Dem Sender zufolge wurden einige der Angreifer am Mittwoch getötet, andere flüchteten und wurden von Sicherheitskräften verfolgt. Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.

Der britische Sender BBC meldet, dass am Mittwoch vor einer Moschee in Daraa fünf Menschen getötet wurden, nachdem Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstranten eröffnet hatten. Der Sender berief sich auf Menschenrechtsaktivisten. „Sie stellten den Strom ab und begannen zu schießen“, sagte einer der Aktivisten. Dabei seien scharfe Munition und Tränengas eingesetzt worden.

Derweil berichten syrische Oppositionelle auf ihren Websites, Angehörige der Sicherheitskräfte hätten in Daraa sechs Demonstranten erschossen. Den Angaben zufolge eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf eine Gruppe von rund 300 Menschen, die sich in und um die Al-Omari-Moschee versammelt hatte. 20 Menschen seien verletzt worden, hieß es. In der Umgebung der Omari-Moschee war heftiges Gewehrfeuer zu hören, während überall laute Rufe „Gott ist groß„ erschallten. Die Sicherheitskräfte stürmten offenbar den Komplex, sagte ein Anwohner. „Es ist nicht ganz klar, was vor sich geht, denn der Strom ist gekappt und es wird auch Tränengas eingesetzt.“

Die Moschee in der südlich von Damaskus gelegenen Stadt war bereits in den vergangenen Tagen das Zentrum der Proteste gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad gewesen. Die Demonstranten fordern demokratische Reformen, Wahrung der Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Sie haben angekündigt, die Moschee erst zu verlassen, wenn ihre Forderungen erfüllt seien. Die Staatsmacht reagierte auf die Proteste mit einer Welle von Verhaftungen. Die Europäische Union kritisierte das Vorgehen der syrischen Behörden.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat unterdessen das gewaltsame Vorgehen der syrischen Regierung gegen friedliche Demonstranten als "nicht hinnehmbar" kritisiert. Damaskus müsse auf Gewalt verzichten und den "berechtigten Hoffnungen" der Bevölkerung mit Dialogbereitschaft und Reformen begegnen, erklärte Ashton am Dienstag in Brüssel. "Die EU ruft die syrischen Behörden auf, ihre internationalen Verpflichtungen hinsichtlich der Menschenrechte und der Grundfreiheiten zu respektieren."

Vorige Woche haben Polizisten in Deraa vier Demonstranten getötet, als sie mit Waffengewalt gegen eine Protestkundgebung vorgingen. Ein elfjähriges Kind starb, nachdem es Tränengas eingeatmet hatte. (dapd/dpa/rtr/afp)