Seit der Katastrophe von Fukushima werden in Asien und Lateinamerika Atompläne überdacht
Peking/Brasilia. Die Regierungen in Asien und Lateinamerika überdenken nach der Katastrophe in Japan vielfach ihre Pläne für die Energieerzeugung der Zukunft. Viele Länder setzen derzeit selbst auf Atomkraft, um den stark wachsenden Bedarf zu decken und gleichzeitig den CO2-Ausstoß sowie die Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen zu drosseln.
Doch selbst in China hat die Regierung, die zuvor das nukleare Desaster in Japan zunächst ignoriert hatte, ihre Haltung revidiert. Die katastrophalen Ereignisse in Japan sollten erst nichts an den eigenen Plänen zum Bau von Reaktoren ändern, die bis 2020 mit 86 Gigawatt fünf Prozent des gesamten Energiebedarfs decken sollten. Peking setzte nun die Genehmigung von Kernkraftwerken zunächst aus und will die Freigabe von neuen Sicherheitsuntersuchungen und veränderten Regulierungsbestimmungen abhängig machen.
In anderen Ländern Asiens fallen die Reaktionen auf die Katastrophe in Japan gemischt aus. Vietnam plant den Bau von acht Atomkraftwerken im Zentrum des Landes, die bis 2030 insgesamt 16 000 Megawatt Strom produzieren sollen. "Japans nukleare Krise wird unsere Baupläne nicht beeinflussen", sagte Vuong Huu Tan, Vorsitzender der vietnamesischen Atomenergie-Kommission.
Indonesien erwägt derzeit, auf der Insel Bangka östlich von Sumatra bis 2025 vier Reaktoren zu bauen. In Thailand, wo fünf Reaktoren bis 2025 fertiggestellt werden sollen, ordnete der Premierminister eine Überprüfung der Pläne an. Auch die Pläne in Malaysia, bis 2021 ein Zwillings-Nuklearkraftwerk mit einer Gesamtkapazität von zwei Gigawatt zu bauen, dürften auf politischen Widerstand stoßen.
Lange Zeit führte die Atomkraft in Lateinamerika eher ein Schattendasein. Nur in drei Ländern - Mexiko, Brasilien und Argentinien - gibt es zurzeit überhaupt Atommeiler. Für viele der anderen Länder ist die Atomtechnologie zu kompliziert oder zu teuer. Während alternative Energiequellen wie Sonne und Wind kaum genutzt werden, kündigten Argentinien und Brasilien in den vergangenen Jahren neue Investitionen in die Atomkraft an. Chile und Venezuela zogen den Start ins Atomzeitalter ebenfalls in Erwägung. Angesichts der Ereignisse in Japan kommen vielen Menschen jetzt aber Zweifel, ob das eine gute Idee ist.