Nach Erdbeben lassen die Rivalen ihre Streitigkeiten vorerst ruhen
Washington. Angesichts des verheerenden Erdbebens in Japan schlägt China gegenüber dem Rivalen in der Region vorerst versöhnlichere Töne an. Bereits kurz nach der Katastrophe am Freitag bot der chinesische Verteidigungsminister Liang Guanglie seinem japanischen Kollegen Toshimi Kitazawa die Unterstützung der Volksbefreiungsarmee bei den Rettungseinsätzen an. Bei einem Telefongespräch mit dem japanischen Ministerpräsidenten Naoto Kan bekundete der chinesische Regierungschef Wen Jiabao sein Beileid und bot Hilfe an.
Die plötzliche Solidarität Chinas mit seinem Nachbarn steht in scharfem Kontrast zu der erhitzten Rhetorik im vergangenen halben Jahr. Im September hatten die Beziehungen zwischen den beiden Regionalmächten einen neuen Tiefpunkt erreicht, als ein chinesisches Fischerboot vor einer umstrittenen Inselgruppe mit zwei Schiffen der japanischen Küstenwache zusammengestoßen war. Japan nahm den Kapitän des Fischerboots vorübergehend fest und drohte mit einem Strafverfahren, woraufhin China die Lieferung Seltener Erden einstellte. In China kam es zu anti-japanischen Demonstrationen, und Gespräche wurden abgesagt.
Japan ist vor allem wegen der steigenden Militärausgaben Chinas besorgt. Kürzlich kündigte Peking an, den Verteidigungshaushalt für 2011 um 12,7 Prozent zu erhöhen. Mit Argwohn beobachtet man in Tokio auch das Wirtschaftswachstum des Konkurrenten, der im vergangenen Jahr Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ablöste. China hingegen wirft Japan vor, sich nie angemessen für die Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg entschuldigt zu haben.