Demonstrationen am “Tag des Zorns“ verlaufen weitgehend friedlich. Mehrere Festnahmen
Sanaa. Im Jemen haben gestern Zehntausende Menschen gegen die Regierung von Präsident Ali Abdullah Saleh demonstriert. In der Hauptstadt Sanaa versammelten sich rund 20 000 Regime-Gegner zu einem "Tag des Zorns". Ihnen standen etwa genauso viele Anhänger Salehs gegenüber, der das ärmste Land auf der arabischen Halbinsel seit mehr als 30 Jahren im autokratischen Stil führt. Die Proteste in Sanaa verliefen friedlich. Gegen Mittag lösten sich die Kundgebungen wieder auf. Auch in anderen Landesteilen kam es zu Protesten. In Aden wurden Regierungsgegner von Sicherheitskräften daran gehindert, sich einigen Tausend Demonstranten im Zentrum anzuschließen. Später setzten Polizisten Tränengas ein, um die Versammlung in der Nähe eines Regierungsgebäudes zu beenden. In Handgemengen mit Sicherheitskräften wurden zwei Demonstranten verletzt. Augenzeugen zufolge gab es sieben Festnahmen.
Saleh hatte am Vortag unter dem Druck der Proteste angekündigt, nicht bei der nächsten Präsidentenwahl 2013 anzutreten und auch seinen Sohn nicht ins Rennen zu schicken. Jemens größte Oppositionspartei, die islamistische Islah, begrüßte Salehs Ankündigung, ignorierte aber einen Appell des Präsidenten, die Proteste abzusagen. "Das Volk will einen Regimewechsel", riefen Demonstranten in Sanaa. "Nein zur Korruption, nein zur Diktatur!" Anhänger von Saleh wurden Augenzeugen zufolge mit Bussen zur Kundgebung gebracht. Sie skandierten: "Ja zum Präsidenten, nein zum Chaos!" Derzeit ist bei den Regierungsgegnern noch keine einheitliche Haltung zu Salehs Zukunft auszumachen. Einige fordern seinen Rücktritt. Andere sagen, er solle unter Beweis stellen, dass er Reformen einleiten könne.