Eine Sondermaschine der Lufthansa ist am Morgen von Frankfurt aus gestartet, um Deutsche aus Ägypten zu holen. Auch ein Hamburger wartet.
Hamburg/Kairo. Eine Sondermaschine der Lufthansa ist am Montag von Frankfurt aus gestartet, um Menschen aus Ägypten zu fliegen. Der Jumbo-Jet startete kurz vor 8 Uhr nach Kairo und soll am Nachmittag zurückkehren. Die Flugzeit zwischen der Mainmetropole und der ägyptischen Hauptstadt beträgt rund vier Stunden. Das Auswärtige Amt hatte um einen zusätzlichen Linienflug gebeten.
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Die Armee versucht verzweifelt, ein Absinken des Landes in Chaos und Anarchie zu verhindern. Soldaten riegelten das Stadtzentrum der Hauptstadt Kairo mit Panzern ab, Kampfflugzeuge donnerten im Tiefflug über die Hauptstadt. Zwar flauten die Demonstrationen am Sonntag etwas ab, doch dafür zogen plündernde Banden durch die Straßen.
Unter ihnen waren Tausende Häftlinge, die aus Gefängnissen ausgebrochen waren; es kursierten Gerüchte, das Regime von Präsident Husni Mubarak habe sie freigelassen, um ein Motiv für den Einsatz der Armee zu haben. Auch im weltberühmten Ägyptischen Museum kam es zu Plünderungen, Mumien wurden beschädigt. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich auf 150.
Der Hamburger Bertold Schweitzer, 48, und sein elfjähriger Sohn Philipp suchten in der Stadtvilla des einstigen DDR-Botschafters Zuflucht, die dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) als Büro dient. Rund 50 Deutsche hatten sich in dem Gebäude verbarrikadiert.
"Draußen hören wir Schüsse und Tiefflieger", sagte Schweitzer dem Abendblatt. Wann sie ausgeflogen werden könnten, sei unklar. Noch sei die Stimmung der Eingeschlossenen aber entspannt. Die größte Sorge seien die Nachtstunden, so DAAD-Büroleiter Michael Harms, 46. "Dann sind marodierende Banden unterwegs."
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In die Touristenregion Scharm al-Scheich am Roten Meer zogen Truppen mit Panzern ein, auch in Al-Arisch auf dem Sinai stationierte das Militär Einheiten zum Schutz von Bürgern und Touristen. Auf dem Flughafen von Kairo kam es zu einem "fürchterlichen Gedränge", wie Augenzeugen berichteten. Vor allem viele Amerikaner, Türken und Italiener wollten gestern außer Landes fliehen. Etliche deutsche Touristen machten sich aus den unruhigen Außenbezirken Kairos auf den Weg in den Stadtteil Zamalek, der von der Armee besser geschützt wird.
Bei Ausbruch der Proteste gegen das Mubarak-Regime waren bis zu 7000 Deutsche in Ägypten. Die deutsche Botschaft bereitet sich nun auf eine Ausreisewelle von Bundesbürgern vor. Dutzende Deutsche kamen bereits am Wochenende mit ihren Familien in die Vertretung, um sich nach Ausreisemöglichkeiten zu erkundigen. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes in Berlin beschloss, weitere Konsularbeamte nach Kairo zu entsenden. Das Amt gab eine verschärfte Reisewarnung heraus, riet von Reisen nach Kairo und ins Landesinnere ab. Zudem solle sich jeder überlegen, ob er gegenwärtig eine Reise nach Ägypten überhaupt antreten wolle.
Ägyptens angeschlagener Präsident Husni Mubarak hat derweil seinen neuen Regierungschef Ahmed Schafik mit einem politischen Reformkurs beauftragt. In einer im Staatsfernsehen verbreiteten Ansprache stellte Mubarak am Sonntagabend einen „Dialog mit allen Parteien“ in Aussicht. Unterdessen bringen immer mehr Länder ihre Bürger vor den Unruhen in Sicherheit. Seit vergangenem Dienstag sind mindestens 125 Menschen ums Leben gekommen.
Mubarak erklärte, er dringe auf „umfassende“ Schritte, um das politische System und die Verfassung zu reformieren. Als Reaktion auf die Massenproteste hatte der seit drei Jahrzehnten amtierende Mubarak die gesamte Regierung entlassen und den früheren Luftfahrtminister Schafik am Sonnabend zum neuen Ministerpräsidenten ernannt. Zum Vizepräsidenten ernannte er den Geheimdienstchef Omar Suleiman. Doch der Personalwechsel besänftigte die protestierenden Massen bisher nicht.
Die großen deutschen Reiseveranstalter Cook und TUI boten gebührenfreie Umbuchungen für Ägypten-Urlauber an. Zwei Flüge von Frankfurt nach Kairo und zurück - von Lufthansa und Egypt Air - wurden jedoch gestern gestrichen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appellierte am Sonntag an Mubarak, die angekündigten Reformen umzusetzen und auf Gewalt zu verzichten. Sie habe den Staatschef in einem Telefonat vor allem gemahnt, einen Dialog mit der Bevölkerung zu führen und "auf deren berechtigte Forderungen einzugehen", teilte die Bundesregierung mit.