Die Führung in Teheran warnt den Westen vor Druck im Fall der festgehaltenen Reporter
Teheran. Kurz vor neuen Atomgesprächen zeigt sich der Iran um Offenheit bemüht. Die Führung in Teheran hat alle fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates sowie Deutschland zu Besuch seiner Atomanlagen eingeladen. Die Einladung sei an die sechs an den Nukleargesprächen beteiligten Länder sowie einen Vertreter der Blockfreien Staaten und die EU gegangen, teilte das iranische Außenministerium mit. Gezeigt würden auch die umstrittene Aufbereitungsanlage in Natans und der Schwerwasserreaktor in Arak. Um die Einladung herrschte zunächst Verwirrung: Nach verschiedenen Informationen lud der Iran zunächst nur die EU, China, Russland sowie einen Vertreter der Blockfreien Staaten und der Arabischen Liga ein. Die USA waren nicht dabei und fühlten sich brüskiert, auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien gehörten nicht zu den Geladenen.
Kurz darauf teilte das iranische Außenministerium mit, dass man "als Zeichen des guten Willens" alle ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates - somit auch die USA - sowie Deutschland einladen wolle. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien bezeichneten die Einladung als PR-Aktion. Teheran solle besser mit den IAEA-Inspektoren zusammenarbeiten. Die Veto-Mächte der Uno und Deutschland wollen Mitte Januar in Istanbul erneut mit dem Iran über dessen Atomprogramm reden. Teheran steht unter Verdacht, unter dem Deckmantel der Stromerzeugung nach Atomwaffen zu streben.
Unterdessen hat das iranische Außenministerium nach dem Aufruf von Prominenten zur Freilassung der beiden deutschen Reporter Deutschland zu Zurückhaltung aufgerufen. "Berlin sollte wissen, dass politischer Druck, wie jüngst diese Solidaritätsaktion, den Fall keineswegs positiv beeinflussen wird - eher umgekehrt", sagte der Sprecher Ramin Mehmanparast. Es sei besser, den Fall nicht zu politisieren, da Druck auf die iranische Justiz eher das Gegenteil bewirken würde.
100 Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport hatten in "Bild am Sonntag" an den Iran appelliert, die seit fast drei Monaten inhaftierten Reporter des Blattes freizulassen. Die Journalisten waren am 10. Oktober in der Provinzhauptstadt Täbris beim Versuch verhaftet worden, den Sohn der wegen Ehebruchs zum Tode verurteilten Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani zu interviewen.