Sondergesandter sieht in Atomprogramm eine Provokation
Seoul. Nordkorea versetzt mit seinem Atomprogramm Ostasien in Aufregung: Die USA und ihre Verbündeten bezeichneten das kommunistisch regierte Land als Gefahr für die gesamte Region. Nach Berichten über Fortschritte des Landes bei der Uran-Anreicherung sagte der US-Sondergesandte Stephen Bosworth, dies sei nur die jüngste in einer ganzen Reihe von Provokationen. "Es ist ein sehr schwieriges Problem, mit dem wir seit 20 Jahren kämpfen", sagte Bosworth. "Es ist keine Krise, wir sind nicht überrascht."
Ähnlich äußerte sich auch US-Generalstabschef Mike Mullen. Er forderte Nordkoreas engsten Verbündeten China auf, Druck auf die Führung in Pjöngjang auszuüben. China lehnte diese Forderung der USA indes ab. Südkoreas Verteidigungsminister Kim Tae-young brachte die Wiederstationierung amerikanischer taktischer Atomwaffen ins Gespräch. Diese sollen in den 90er-Jahren abgezogen worden sein. Die Enthüllung der Urananlage habe bei Seoul und Washington "ernsthafte Besorgnis" ausgelöst, sagte Kim.
Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan erklärte, sein Land könne die nordkoreanischen Fortschritte in der Atomtechnik nicht hinnehmen. Ungeachtet ihrer Sorgen setzen die USA Bosworth zufolge weiterhin auf Diplomatie. Er würde niemals die Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts voreilig für beendet erklären, sagte er mit Hinweis auf die sogenannten Sechser-Gespräche. Diese Runde aus USA, China, Südkorea, Japan, Russland und Nordkorea ist seit etwa zwei Jahren ausgesetzt. Die USA hofften, die Gespräche wieder aufnehmen zu können, sagte Bosworth.
Zuletzt hat es Hinweise über deutliche Fortschritte des international isolierten Landes bei seinen Atomaktivitäten gegeben. Der US-Atomwissenschaftler Siegfried Hecker hatte berichtet, dass Nordkorea heimlich und relativ schnell eine Urananlage gebaut habe. Bei einem Besuch der Anlage in Nordkorea am 12. November habe er 2000 neu installierte Gaszentrifugen gesehen. Er sei sprachlos und verblüfft gewesen, sagte er. Nordkorea produziere dort nach eigenen Angaben auf niedrigem Niveau angereichertes Uran für einen neuen Reaktor.