Experten zweifeln jedoch an langfristigem Auftrieb für Märkte
Hamburg. Der griechische Wahlsieg der als Sparbefürworter geltenden konservativen Nea Demokratia (ND) hat in der Euro-Zone eine Welle der Erleichterung ausgelöst. Durch den Sieg der Reformbefürworter, die zusammen mit der sozialdemokratischen Pasok ein breites Bündnis stellen können, erhielt die Gemeinschaftswährung Auftrieb und verteuerte sich zeitweise auf 1,2748 Dollar - nach 1,2636 Dollar im späten New Yorker Freitagshandel. Damit kletterte sie auf den höchsten Stand seit einem Monat. Im Handelsverlauf fiel der Euro jedoch wieder auf 1,2696 Dollar. Währungsexperte Peter Dragicevic von der Commonwealth Bank of Australia mahnte: "Es gibt noch einige Unsicherheit darüber, wie die Regierung aussehen wird."
Auch die internationalen Börsen reagierten zuerst positiv auf die Nachrichten aus Athen. Am Tag nach der Wahl entspannten sie sich leicht. Der DAX legte kurz nach Eröffnung um 1,2 Prozent auf 6306 Punkte zu. In Tokio zog der Nikkei-Index gestern um zwei Prozent auf 8737 Zähler an. Der chinesische Shanghai Composite stieg um 0,5 Prozent auf 2319 Punkte. Allerdings stellten Analysten die Frage, wie nachhaltig die Erholung sei. Dominic Schnider von der UBS sagte: "Ich denke nicht, dass wir einen langanhaltenden Auftrieb sehen werden." Die Probleme seien nach wie vor da, es gebe noch immer große finanzielle Schwierigkeiten, und das betreffe eben nicht nur Griechenland, sondern auch Länder wie Spanien, Italien und weitere Staaten.
Zwar sind Spanien und Italien nicht so hoch verschuldet wie Griechenland, gelten aber als Problemstaaten, weil Investoren misstrauisch geworden sind und vergleichsweise hohe Zinsen für Anleihen verlangen. So stieg die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen auf sechs, die der spanischen Papiere gestern erneut über die Marke von sieben Prozent. Auf diesem Niveau waren die Rettungsaktionen für Griechenland, Irland und Portugal ausgelöst worden. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy gab sich nach dem Wahlsieg der konservativen ND in Griechenland aber optimistisch: "Ich bin absolut überzeugt, dass dies den Euro stärkt", sagte er.