Ergreifende Szenen bei der Beerdigung der jüdischen Opfer in Jerusalem. Frankreichs Außenminister Alain Juppé war in Israel anwesend.
Jerusalem. Tausende Trauergäste haben am erschütternden Begräbnis der vier jüdischen Opfer des Mordanschlags von Toulouse teilgenommen. Die Leichen der drei Kinder und eines Rabbiners wurden nach sehr emotionalen Ansprachen auf dem größten Friedhof Jerusalems beigesetzt. Der französische Außenminister Alain Juppé sagte dort, Frankreich werde alles tun, "um sicherzustellen, dass sich so eine unglaubliche Tragödie nie wiederholt". Und: "Ein Angriff gegen Juden ist ein Angriff auf alle Franzosen."
Juppé war in der Nacht zum Mittwoch mit den Leichen des Lehrers Jonathan Sandler, seiner drei und sechs Jahre alten Söhne sowie der achtjährigen Miriam Monsonego nach Israel geflogen. Ihr Mörder hatte ihnen am Montag vor einer jüdischen Schule aus nächster Nähe in den Kopf geschossen.
+++ Der Attentäter von Toulouse +++
Der Bruder des ermordeten Mädchens, Avischai Monsonego, nahm in einer herzzerreißenden Rede Abschied von seiner kleinen Schwester: "Bitte weine und bete dafür, dass Gott Mama und Papa Kraft gibt, damit sie diese schwerste Prüfung überstehen." Die Mutter war nach Medienberichten mit einem Krankenwagen zu dem Begräbnis gekommen und musste getragen werden.
Das Fernsehen zeigte erschütternde Szenen von trauernden Angehörigen, die sich in ihrem Schmerz zu Boden werfen. Die schwangere Witwe des ermordeten Lehrers Sandler, der noch eine kleine Tochter geblieben ist, sitzt zusammengesunken in einem Rollstuhl. Ihr Zustand ist derart prekär, dass Ärzte sie von Frankreich aus begleiten. Ein Sandler nahestehender orthodoxer Jude beschrieb den Rabbiner schluchzend und auf Französisch als warmherzigen und großzügigen Mann. Sandler sei ein großartiger Lehrer gewesen. Der Chef-Rabbiner der sephardischen Juden, Schlomo Amar, bezeichnete die Morde als unbegreiflich und den Täter als "bösen Menschen". "Gott wird euren Tod rächen", wurde er zitiert. Aber Amar ruft auch dazu auf, stark zu sein: "Wir weinen, aber wir werden nicht verzweifeln."
"Der Schmerz ist unerträglich", sagte Innenminister Eli Jischai bei der Beisetzung. "Das ganze israelische Volk weint." Parlamentspräsident Reuven Rivlin beschrieb den Anschlag in Toulouse als weiteres Beispiel für Terror gegen Juden in aller Welt. "Das jüdische Volk steht wilden Tieren gegenüber, die unersättlich und von blindem Hass angetrieben sind", sagte Rivlin. "Wir werden ihren Sieg nicht zulassen."
Rivlin sagte auch, die Verbrechen von Toulouse stünden in einer Linie mit den Anschlägen in den 1990er-Jahren gegen die israelische Botschaft und das jüdische Kulturzentrum Amia in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, den Anschlägen im indischen Mumbai 2008 oder den Morden an der Siedler-Familie Fogel vor einem Jahr in Itamar im Westjordanland. In Israel begraben zu werden gilt für Juden in aller Welt als wünschenswert. Nach jüdischem Glauben werden die Toten nach der Ankunft des Messias auferstehen - und wer im Heiligen Land begraben liegt, kommt als Erster an die Reihe. Bestattungen finden so rasch wie möglich nach dem Tod statt.
Die Entwicklung in Frankreich, das Begräbnis in Israel: Videos und Hintergründe unter www.abendblatt.de/toulouse