Mari Kiviniemi bildet eine weibliche Doppelspitze mit Präsidentin Tarja Halonen. Ihr Vorgänger stolperte auch über peinliche SMS-Liebesbotschaften.
Helsinki/Stockholm. Auf deftige Bettgeschichten ihres Regierungschefs und die Veröffentlichung heißer SMS-Wechsel aus dem Ministerpräsidenten-Handy müssen die Finnen künftig verzichten. Mari Kiviniemi (41) ist die neue Frau an der Spitze und dürfte für derlei nicht zu haben sein. Der gerade zurückgetretene Matti Vanhanen (54) hat seine Landsleute jahrelang mit meist unfreiwilligen amourösen Enthüllungen wechselweise amüsiert und verärgert.
Die bisherige Kommunalministerin gilt als kontrolliert agierende Politikerin, was der Vorgänger absolut nicht von sich behaupten kann. Vanhanen brachte sich als Regierungschef bei seiner privaten Suche nach einer Partnerin im Internet und anderswo immer wieder in höchst unglückliche Situationen, über die dann andere genüsslich plaudern konnten.
Sein Rücktritt, seltsamerweise mit einem halben Jahr zwischen Ankündigung und Vollzug, wird in Helsinki aber eher als Konsequenz aus der Enthüllung zweifelhafter Wahlkampfspenden für Vanhanens Zentrumspartei gesehen. Mit diesem Ballast geht am Dienstag nach der als sicher geltenden Bestätigung im Reichstag Kiviniemi an den Start. Die Politikwissenschaftlerin und Mutter zweier Kinder will die Politik ihres Parteifreunde Vanhanen in allen wichtigen Punkten fortsetzen. Das heißt unter anderem, dass auch sie Finnlands Atomkraft-Nutzung weiter ausbauen und die Musterschüler-Rolle des Landes in der EU beibehalten will. Mit Finnlands Präsidentin Tarja Halonen bildet Kiviniemi nun eine kühle Doppelspitze.
„Frauen werden in der Politik immer härter beurteilt als Männer“, hat die Ehefrau eines Werbeberaters einmal gesagt. Nach Beispielen braucht sie nicht lange zu suchen: Finnlands erste Ministerpräsidentin überhaupt, Anneli Jäätteenmäki, musste 2003 wegen einer Aussage im Wahlkampf mit nicht ganz astreiner Geheimdienst-Quelle schon nach zwei Monaten zurücktreten.
Ihr Nachfolger Vanhanen konnte sich dagegen sieben Jahre im Amt halten, obwohl er über lange Zeit weit mehr mit Skandalen aus seinem Privatleben und bei der Wahlkampffinanzierung als mit politischen Inhalten Schlagzeilen machte. Mit den Konsequenzen in Form schlechter Umfrageergebnisse für das Zentrum tritt nun die junge Regierungschefin an. „Ich kann es kaum erwarten, unsere Partei bis zur Wahl nächstes Jahr wieder in die Poleoposition zu bringen“, sagt Kiviniemi jetzt.