US-General berichtet von riesigen Bodenschatz-Vorkommen im Land am Hindukusch.
Hamburg/New York. Fast ein Jahrzehnt nach dem Einmarsch der amerikanischen Armee in Afghanistan hat sich die strategische Bedeutung des Berglandes am Hindukusch offenbar dramatisch gewandelt. Die "New York Times" berichtete, US-Geologen hätten in Afghanistan gigantische Vorkommen an Bodenschätzen im Wert von rund einer Billion Dollar ausgemacht.
Die Experten hatten alte sowjetische Karten aus der Zeit des Moskauer Feldzuges am Hindukusch ausgewertet und mithilfe spezieller Forschungs-Flugzeuge die Vorkommen lokalisiert. Es handelt sich vor allem um Gold, Eisen, Kupfer und Lithium - ein Metall, das eine Schlüsselfunktion bei der Herstellung von Handy- und Computerbatterien einnimmt.
Die Funde böten Afghanistan "atemberaubende Möglichkeiten", sagte General David Petraeus, der Kommandeur des US-Zentralkommandos, in dessen Zuständigkeit auch Afghanistan und Pakistan fallen. Die Vorräte, auch an Eisen und Kupfer, reichten aus, um das von Kriegen und Bürgerkrieg zerstörte Land zu einem der weltweit führenden Rohstoff-Exporteure zu machen, sagte Petraeus.
Bezüglich der strategisch bedeutsamen Vorkommen an Lithium hieß es in einem internen Memo des US-Verteidigungsministeriums, Afghanistan habe das Potenzial, zum "Saudi-Arabien für Lithium" zu werden. Bislang wurden die weltgrößten Vorräte in Bolivien vermutet - jene in Afghanistan sollen mindestens so umfassend sein. Die Vorkommen finden sich im ganzen Land - allerdings auch im Süden und Osten an der Grenze zu Pakistan, in Gebieten also, die von den Taliban beherrscht werden. Nach Bekanntwerden der wertvollen Vorkommen dürfte sich der Widerstand der Aufständischen noch verstärken, da Taliban und Kriegsherren versuchen könnten, sich lukrative Einnahmequellen zu erschließen.
Bislang hat Afghanistan außer Drogen - das Land produziert rund 90 Prozent der weltweiten Opium-Ernte - kaum etwas hervorgebracht. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt nur rund zwölf Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Deutschland erwirtschaftete 2009 mehr als 2,8 Billionen Dollar.
Afghanistan verfügt zurzeit auch noch nicht über eine erwähnenswerte eigene Bergbauindustrie, nur über einige Kohlengruben, die zumeist in erbärmlichem Zustand sind. Der Bergbauminister sprach angesichts der sensationellen Entdeckungen bereits von der "Wiedergeburt" seines Landes.
Eine Ausbeutung durch afghanische Gesellschaften ist auf Jahre hinweg unwahrscheinlich. US-Experten beraten in dieser Hinsicht derzeit die afghanische Regierung. Hintergrund: Das rohstoffhungrige China hat sich bereits blitzschnell einen Auftrag für die Förderung von Kupfererzen in Aynak in der Provinz Logar gesichert.
Damit entsteht ein gefährlicher strategischer Konflikt mit den USA: Washington will verhindern, dass sich Peking in Afghanistan mit dem Abbau von Bodenschätzen einen ähnlich großen Einfluss sichert wie in Afrika.