Regime drohte Regierungsgegnern mit Gewalt
Teheran. Am Jahrestag der umstrittenen Präsidentenwahl im Iran sind größere Proteste oder Zwischenfälle ausgeblieben. In Teheran kam es lediglich zu kleineren Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und der Polizei. 91 Menschen seien am Sonnabend festgenommen und der Justiz überstellt worden, sagte Teherans Polizeichef Hossein Sadschadinija. Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi rief seine Anhänger auf seiner Website Kaleme.com auf, den Widerstand gegen die Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit friedlichen Mitteln im Internet fortzusetzen. Eine ursprünglich geplante Massenkundgebung hatte die Opposition abgesagt.
Irans Revolutionsgarden hatten Regierungsgegnern unverhohlen mit Gewalt gedroht, falls sie gegen die Führung auf die Straße gingen. "Ein Aufleben der Straßenproteste ist unwahrscheinlich", sagte Kommandeur Resa Farsaneh der Zeitung "Dschwan". "Aber wenn die Volksverhetzungsbewegung eine Sicherheitskrise erzeugt, werden wir gegen sie mit aller Macht vorgehen."
Auf dem Asadi-Platz (Freiheitsplatz) in der Hauptstadt versammelten sich laut Augenzeugen auch nur ein paar Dutzend Demonstranten, um gegen die Regierung zu protestieren. Die Polizisten setzten Schlagstöcke ein, um sie zu vertreiben. An den großen Kreuzungen in Teheran waren Hunderte Beamte postiert. An der Scharif-Universität für Technologie kam es laut Mussawis Website zu einem Handgemenge zwischen Studenten und Hardlinern. Zwei Oppositionsanhänger seien festgenommen worden.
Seit der umstrittenen Präsidentenwahl am 12. Juni 2009 kamen nach Angaben der Opposition mindestens 80 Demonstranten ums Leben. Die iranischen Behörden sprechen von etwa 30 Toten.