Bei einem Angriff der Taliban wurden vier UN-Mitarbeiter offenbar von afghanischen Polizisten erschossen. Der Fünfte wurde Opfer der Taliban.
New York. Vier von fünf bei einem Talibanüberfall vor einem halben Jahr getötete UN-Mitarbeiter wurden möglicherweise irrtümlich von afghanischen Polizisten erschossen. „Bei einem der UN-Mitarbeiter gibt es den dringenden Verdacht, dass er für einen Terroristen gehalten und getötet wurde“, sagte Untergeneralsekretärin Susana Malcorra am Montag in New York. Drei weitere wurden innerhalb des Hauses in Kabul erschossen. „Es ist unmöglich zu sagen, woher die Kugeln kamen. Die Möglichkeit, dass sie durch die Waffen afghanischer Sicherheitskräfte starben, ist da.“ Nur eines der fünf Opfer sei sicher von den Taliban getötet worden, sagte die argentinische UN-Diplomatin.
Bei dem Überfall im Oktober hatten drei als Polizisten verkleidete Taliban das Gästehaus der Vereinten Nationen in Kabul mit Sturmgewehren und Handgranaten angegriffen. Zwei der UN-Wachen gelang es, die Islamisten lange von dem Haus fernzuhalten. Dazu kletterte einer der beiden, der Amerikaner Louis Maxwell, auf das Dach des Hauses und hielt die Angreifer mit seinem G-36, dem Standardgewehr auch der Bundeswehr, in Schach. Später wurde er getroffen und fiel vom Dach. „Mister Maxwell starb beim Schutz von UN-Mitarbeitern“, erklärte Generalsekretär Ban Ki Moon. „Viele von ihnen leben heute wegen seiner heroischen Tat.“
„Ein Hubschrauber der afghanischen Sicherheitskräfte hatte einen Angreifer auf dem Dach gemeldet, der daraufhin unter Feuer genommen wurde. Auf dem Dach war aber nur Mister Maxwell. Deshalb müssen wir davon ausgehen, dass er irrtümlich durch das Feuer der Polizisten starb“, sagte Malcorra. Sie beschrieb die Situation als „absolut chaotisch“. „Es war um 5.40 Uhr morgens, es war Feuer im Haus, Explosionen und dann noch Angreifer und Polizisten in der gleichen Uniform. Das muss sehr, sehr verwirrend gewesen sein.“
Der Vorfall war von vier Ermittlern im Auftrag der UN unter Leitung des australischen Polizisten Andrew Hughes untersucht worden. „Die Vereinten Nationen werden ihre Sicherheitsmaßnahmen überprüfen. Aber wir werden immer auf die Sicherheitskräfte des Gastlandes angewiesen sein“, sagte Malcorra. UN-Vertreter hätten auch das Innenministerium in Kabul mit den Ergebnissen konfrontiert. „Fünf unserer Kollegen sind tot. Wir wollen verstehen, was passiert ist. Wir wollen Antworten“, sagte Malcorra.