Valletta/Hamburg. Die Malteser blieben ihrer Tradition treu. So "ungewöhnlich freundlich", wie ihre Vorfahren laut der Bibel den gestrandeten Apostel Paulus aufnahmen, empfingen sie auch den Papst. Auch Benedikt XVI. landete unter widrigen Umständen auf der Mittelmeerinsel. Über Europa hängt die Aschewolke - und über dem Vatikan die schwarze Wolke des Pädophilieskandals. Und auch in Malta, das sich mit Stolz das katholischste Land der Welt nennt, ist Missbrauch durch Kleriker ein Thema.
Wo immer der Papst auftrat, schlug ihm herzlicher Jubel entgegen. Malta feierte die Anwesenheit des Kirchenoberhaupts zum Gedenken an die Missionierung durch Paulus vor 1950 Jahren als nationales Ereignis. Das Staatsfernsehen berichtete über nichts anderes als über den hohen Besuch, über den Dächern der Hauptstadt Valletta wehten zahllose Flaggen in den Farben Maltas und des Vatikans, Weiß-Rot und Gelb-Weiß. Seit fünf Uhr in der Frühe am Sonntag warteten die ersten Menschen trotz Wind und zeitweiligen Regens auf die Messe mit dem Papst.
Auf den Granaries, dem großen Platz vor den Toren Vallettas, knüpfte Benedikt XVI. an die biblische Erzählung vom Schiffbruch des Paulus an, wie schon am Vorabend bei einem fast familiären Treffen mit Missionaren bei der Paulusgrotte in der Kleinstadt Rabat. Vor den vielleicht15 000 Messbesuchern - die Organisatoren sprachen von 40 000 - sprach er von dem Vertrauen auf Gott, auch wenn "das Schiff von den Wellen hin und her geworfen" wird. Dabei wirkte der 83-jährige Pontifex so müde, als hätte er tatsächlich eine wache Nacht auf schwankenden Planken verbracht. Auf die Stürme um Missbrauch durch Kleriker war Benedikt XVI. während des Hinflugs indirekt eingegangen: Auch ein Schiffbruch im eigenen Leben könne auf einen Plan Gottes verweisen und "nützlich sein für einen Neuanfang", sagte er vor mitreisenden Journalisten. Überraschenderweise kam es dann noch zu einem Treffen mit Missbrauchsopfern. Wie bei früheren Gelegenheiten fand die Begegnung ohne vorherige Ankündigung und in einem geschützten Raum statt. Erst während des Gottesdienstes sickerte durch, dass ein Bus mit acht Personen, darunter der Sprecher der maltesischen Missbrauchsopfer, Lawrence Grech, unter Polizeischutz nach Rabat gefahren war. Dort sprach der Papst mit ihnen in der Kapelle der Nuntiatur und drückte "seine Scham und sein Bedauern" gegenüber jenen Menschen aus, die als Kinder und Jugendliche von Geistlichen missbraucht worden waren. Er werde "alles in seiner Macht Stehende" unternehmen, um die Vorwürfe aufzuklären und die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen, sagte Benedikt XVI. Zudem kündigte er konkrete Maßnahmen an, um sexuelle Übergriffe auf junge Menschen künftig zu verhindern.
In einer Erklärung des Vatikans dazu hieß es weiter, der Papst sei tief bewegt gewesen von den Schilderungen der Teilnehmer. Er habe dafür gebetet, dass alle Opfer des Missbrauchs "Heilung und Versöhnung erfahren und fähig werden, mit neuer Hoffnung in die Zukunft zu gehen".
Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben Papst Benedikt XVI. derweil zum fünften Jahrestag seiner Wahl am heutigen Montag gratuliert. Er danke dem Papst für dessen selbstlosen Einsatz und die Leitung der universalen Kirche, heißt es in einem am Sonntag veröffentlichten Brief des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch.