Bagdad. Eine Bombenserie in Bagdad hat gestern fast 50 Menschen das Leben gekostet, mehr als 160 weitere wurden verletzt. Sie begann gegen 9.30 Uhr Ortszeit mit mehreren Explosionen in einem Wohngebiet im Schula-Viertel im Nordwesten Bagdads.
Kurz darauf detonierte in etwa einem Kilometer Entfernung auf einer Kreuzung eine Autobombe und beschädigte mehrere Gebäude, wie Polizeibeamte berichteten. Ein Augenzeuge sagte, der Anschlag habe ein Verkehrschaos angerichtet: "Autos kollidierten miteinander, aus einem Gebäude stieg Feuer und Rauch auf, und während wir noch starr vor Schreck waren, gab es eine weitere Explosion."
Gegen 9.45 Uhr explodierte dann in einem Restaurant in der Innenstadt ein in einer Plastiktüte versteckter Sprengsatz. Noch Stunden später wühlten verzweifelte Menschen in den Trümmern des Gebäudes nach Überlebenden. Stunden später ging auf einem Markt in Bagdad eine in einem Auto versteckte Bombe hoch und tötete sechs Menschen.
Die jüngste Welle der Gewalt im Irak erreichte damit einen neuen Höhepunkt. Erst am Sonntag waren bei Anschlägen auf die deutsche Botschaft und weitere diplomatische Vertretungen mehr als 40 Menschen getötet worden, bei einem Überfall auf ein Dorf südlich von Bagdad wurden am Freitag mindestens 24 Sunniten erschossen. Insgesamt wurden von Freitag bis Montag mehr als 100 Menschen getötet.
Der Gewinner der jüngsten Parlamentswahl, Ajad Allawi, machte das nach der Abstimmung vom 7. März entstandene Machtvakuum im Irak für das Wiederaufflammen der Gewalt verantwortlich. Extremisten versuchten, die Ungewissheit über die politische Zukunft des Landes auszunutzen. Der ehemalige Ministerpräsident hatte die Parlamentswahl mit seinem säkular ausgerichteten Wahlbündnis Irikija mit einem knappen Vorsprung von zwei Mandaten gewonnen. Der amtierende Regierungschef Nuri al-Maliki erkennt dieses Ergebnis allerdings nicht an. Die Regierungsbildung kann noch Monate dauern.