Hamburg/Havanna. Seit Monaten gab es keine neuen Bilder von Kubas Staatschef Fidel Castro. Jetzt aber hat die kommunistische Führung aktuelle Aufnahmen veröffentlicht. Sie zeigen ein Treffen Castros mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Und der Gast sagte nach der Begegnung, dem 83-Jährigen gehe es "außergewöhnlich gut".
Tatsächlich wirkte Castro auf den Fotos zwar gebrechlich, aber heiter und geistesgegenwärtig. Wie stets bei einer der seltenen Begegnungen mit Staatsgästen trug Castro einen Trainingsanzug - diesmal aber nicht aus dem fränkischen Herzogenaurach Marke Adidas, sondern made in USA. Der Massimo Lider hat die deutsche Marke Adidas offenbar gegen das amerikanische Label Nike eingetauscht. Ein Zeichen der Annäherung an den Erzfeind USA? Oder doch eher eine Reminiszenz an Brasilien? Schließlich ist der US-Konzern Nike Ausstatter der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft. Und die Brasilianer verehren jeden Einzelnen ihrer Kicker wie einen Nationalheiligen.
Mehr als eine Stunde verbrachte Lula da Silva bei Castro, der seit einer Darmoperation 2006 seine Amtsgeschäfte an seinen jüngeren Bruder Raúl übergeben hat. Lula da Silva hatte Castro zuletzt 2008 besucht. Kubanische Medien berichteten, beide hätten über weltpolitische Themen beraten. Zu einem Treffen von Raúl Castro mit Lula da Silva waren anschließend auch ausländische Korrespondenten in Havanna eingeladen. Erst im letzten Moment verweigerte die kubanische Führung ihnen dann allerdings doch den Zutritt zu einer Pressekonferenz - wohl, um unangenehmen Fragen auszuweichen. Hintergrund ist der Tod des Dissidenten Orlando Zapata Tamayo, der das Regime in Erklärungsnot gebracht hat. Der 42-Jährige war der erste Dissident seit 1972, der als Folge eines Hungerstreiks im Gefängnis gestorben ist. Die USA und die EU verlangten gestern die Freilassung aller politischen Häftlinge in dem kommunistischen Karibikstaat.