Emirat kündigt Beweise an. Interpol setzt elf verdächtige Personen auf die internationale Fahndungsliste.
Jerusalem/Hamburg. Der Mord an einem Hamas-Funktionär und mutmaßlichen Waffenschmuggler in Dubai zieht weiter politische Kreise.
In Berlin bestätigte Bundesaußenminister Guido Westerwelle, dass bei dem Attentat auch ein deutscher Pass benutzt wurde. Deshalb sei Deutschland "an der Aufklärung als Nation besonders interessiert", sagte Westerwelle. Man werde alles tun, was man könne, um die Ermittlungen zu unterstützen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm forderte eine gründliche Aufklärung. SPD und Linke verlangten, den Fall umgehend vor das Parlamentarische Kontrollgremium zu bringen, das die Arbeit der Geheimdienste überwacht. "Wir werden auf Aufklärung durch die zuständigen Stellen drängen", sagte SPD-Vize-Fraktionschef Olaf Scholz gegenüber "Spiegel Online".
Für den Polizeichef des Emirates Dubai, Dahi Chalfam Tamim, reicht es nicht, dass Interpol jene 11 Personen auf die Fahndungsliste setzte, die an dem Attentat auf Mahmud al-Mabhuh beteiligt gewesen sein sollen.
In den arabischen Medien forderte der Polizeichef am Freitag gleich auch einen Haftbefehl für den Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Meir Dagan und für Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Doch selbst wenn sich die Anzeichen häufen, dass der Mossad für die Tat verantwortlich sein könnte, blieben Tamim und sein Team handfeste Beweise bisher schuldig. Die sollen in den nächsten Tagen folgen und direkt nach Tel Aviv weisen.
In Jerusalem wies ein Regierungsvertreter die Vorwürfe als "lächerlich" zurück: "Bis heute weiß niemand, was passiert ist". Einen Bericht der Zeitung "Daily Mail", Dagans Mossad habe den britischen Geheimdienst MI 6 einige Stunden vor der Tat darüber informiert, dass gefälschte britische Pässe im Spiel seien, dementierte die Regierung in London ebenso wie die Behauptung, die sechs britischen Ausweise seien keineswegs gefälscht, sondern mit authentischen biometrischen Informationen versehen gewesen. Großbritannien, Irland, Frankreich und die Bundesrepublik hatten am Donnerstag israelische Vertreter in ihren Ländern einbestellt und um Aufklärung gebeten, wie es zu dem Einsatz gefälschter Pässe ihrer Länder kommen konnte.
Die Zeitung "Die Welt" hat indes zwei in Israel lebende Doppelstaatsbürger ausfindig gemacht, die erzählen, wie sie von ihnen unbekannten Männern darum gebeten wurden, ihre ausländische Pässe ausleihen zu dürfen. C. lebte und arbeitete seit etwa einem halben Jahr in einem Kibbuz im Norden Israels, als er von einem Besucher angesprochen wurde. "Der Mann wohnte nicht im Kibbuz, aber er sagte, er habe Familie dort." Er habe ihn ohne Umschweife gefragt, ob er seinen Schweizer Pass für eine Weile ausleihen dürfe. Es gehe um die Sicherheit des Staates und seiner Bürger, habe der Mann gesagt. C. zögerte nicht lange und händigte das Dokument aus. "Ich hatte in der Zeit keine Reisen geplant und wollte Israel helfen."
F., ein französischer Nichtjude, der seit einigen Jahre mit seiner israelischen Frau in Israel lebt, wurde ebenfalls darum gebeten, seinen französischen Pass dauerhaft zur Verfügung zu stellen - was er aber nicht tat. "Man sagte mir, ich solle das Papier erst in einem halben Jahr verloren melden und einen neuen Pass beantragen."
Ein verlorener oder gestohlener Pass muss den Behörden des ausstellenden Landes gemeldet werden, damit das Papier bei Interpol registriert werden kann. Wenn einer der 11 Millionen dort gemeldeten ungültigen Pässe an einer Grenze vorgezeigt wird, löst das Alarm aus.
Wie die "Welt" aus dem Bundeskriminalamt erfuhr, ist an europäischen Flughäfen auch mit frei erfundenen Passnummern die Ein- oder Ausreise möglich. Bei der Passkontrolle würde die Nummer nämlich vom Computer nicht auf formale Gültigkeit überprüft, auch erschienen Name oder Geburtsdatum des Inhaber nicht zum Abgleichen auf dem Bildschirm. Es werde nur im Schengener Informationssystem angefragt, ob die Passnummer zu Fahndung ausgeschrieben ist, sagte ein BKA-Beamter.
Die Täter von Dubai konnten also gefälschte Pässe einsetzen, die auf Namen ausgestellt waren, die in Wahrheit nicht der Ausweisnummer entsprachen.