Nach Berichten, der israelische Geheimdienst stehe hinter der Ermordung des Hamas-Anführers Mahmud Abdel Rauf el Mabhuh in Dubai, nimmt in Israel die Kritik am Vorgehen des Mossad zu
Jerusalem/Berlin. Der Militärrundfunk zitierte am Mittwoch einen Ex-Mossad-Verantwortlichen mit der Einschätzung, es könne sich als „schwerer Fehler“ erweisen, wenn der Mossad Pässe von israelischen Bürgern und gefälschte Pässe verwendet habe.
Mehrere Betroffene äußerten sich entrüstet. „Das ist mein Pass, aber ich habe Israel nicht verlassen“, sagte der Israeli Paul Kelly, der auch die britische Staatsangehörigkeit hat. Kelly kündigte an, die britischen Konsularbehörden einzuschalten. Der ebenfalls betroffene Stephen Daniel Hodes sagte dem Rundfunk, er fürchte um sein Leben, wenn er künftig ins Ausland reise.
Die Zeitung „Haaretz“ forderte den Rücktritt von Mossad-Chef Meir Dagan und kritisierte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, weil er dessen Amtszeit trotz „Warnhinweisen“ verlängert habe. „Eine gelungene Operation? – Das ist nicht sicher!“, titelte die Tageszeitung „Jediot Ahronot“. Im Laufe der Zeit kämen immer mehr „Schwachpunkte“ ans Licht.
Israelische Zeitungen veröffentlichten die von der Polizei in Dubai herausgegebenen Fotos der elf Verdächtigen, die sich an dem Komplott beteiligt haben sollen. Darunter befindet sich auch ein schnauzbärtiger Brillenträger mittleren Alters, der nach den Angaben aus Dubai einen deutschen Pass mit dem Namen Michael Bodenheimer bei sich trug.
Die deutschen Behörden äußerten sich nur knapp. Das Auswärtige Amt erklärte, dort lägen „keine eigenen“ Erkenntnisse vor. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden bestätigte lediglich, dass es einen „Informationsaustausch“ mit der Polizei in Dubai gebe. Zu „personenbezogenen Datenbeständen“ würden keine Auskünfte erteilt, sagte eine Sprecherin. Bodenheimers Frau Mina sagte der Tageszeitung „Israel HaJom“, ihr Mann habe keinen deutschen, sondern einen US-Pass. Michael Bodenheimer ist den Angaben der Familie zufolge ein Torah-Schüler und wanderte vor 20 Jahren nach Israel ein.
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman dementierte zwar nicht ausdrücklich, dass es eine Operation des Mossad gewesen sein könnte, sagte aber, ebenso gut könne es ein „anderer Geheimdienst“ gewesen sein. Israel halte sich an „klare, vorsichtige und verantwortliche Spielregeln“.
In Großbritannien stieg die Verärgerung über die Verwendung britischer Pässe bei dem Mordkomplott. Premierminister Gordon Brown kündigte eine „umfassende Untersuchung“ an. Bei der Operation waren sechs britische sowie drei irische Pässe im Einsatz.
Mabhuh wurde am 20. Januar bei einem Anschlag im Hotel Bustan Rotana in Dubai umgebracht. Er wird von Israel für die Entführung und Ermordung zweier israelischer Soldaten zu Beginn des ersten Palästinenseraufstandes Intifada (1987-1993) verantwortlich gemacht. Der Mord an Mabhuh wurde nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ über eine Art Kommandozentrale in Österreich organisiert. Die Beteiligten seien kurz vor der Tat nach Dubai eingereist und nachher in wenigen Stunden wieder abgereist, hieß es in der Mittwochsausgabe unter Berufung auf die Ermittler. Dabei sollen fünf Agenten aus Deutschland gekommen und zwei anschließend nach Frankfurt gereist sein.
Israelische Geheimdienstkommandos haben schon mehrfach mit gefälschten ausländischen Pässen operiert. 1997 versuchten Geheimdienst-Agenten den Exilchef der Hamas, Chaled Meschaal, in Jordanien umzubringen. Dabei bedienten sie sich kanadischer Pässe. 2005 wurden zwei Mossad-Agenten in Neuseeland zu sechs Monaten Haft verurteilt, weil sie sich illegal neuseeländische Pässe zu beschaffen versucht hatten.