Zagreb. Aufbruchstimmung in Kroatien: Nach der Wahl des Sozialdemokraten Ivo Josipovic zum Staatspräsidenten hoffen viele Kroaten auf eine neue Politik und den baldigen Beitritt zur EU. Der 52-Jährige stehe für den Kampf gegen die weit verbreitete Korruption und sende positive Signale an das Ausland, kommentierten die meisten Medien.
Der für das linke politische Spektrum stehende Josipovic hatte 60,3 Prozent der abgegebenen Stimmen erreicht. Sein Herausforderer, der langjährige Zagreber Bürgermeister Milan Bandic, kam auf 39,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag nur bei 50,3 Prozent.
Der neue Staatschef sei das "Gegenteil der alten politischen Verhältnisse, die so verseucht sind, dass die Bürger in großer Zahl von den Wahlurnen geflohen sind", kommentierte die Zeitung "Jutarnji list". Josipovic könne durch seine Seriosität das Ansehen des kleinen Adriastaates im Ausland steigern, erwarteten namhafte Politologen. Die konservative Regierungschefin Jadranka Kosor und der Wahlsieger kündigten eine enge Zusammenarbeit mit dem Ziel an, ihr Land schnell nach Brüssel zu führen.
Das scheidende kroatische Präsident Stjepan Mesic, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten konnte, begrüßte den Wahlsieg mit den Worten: "Das europäische Kroatien hat gewonnen." Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel sandte Glückwünsche. Josipovic bekräftigte, der Kampf gegen die Korruption stehe im Mittelpunkt seiner Arbeit. Kroatiens Staatspräsident hat weitgehend repräsentative Aufgaben, beeinflusst aber die Außenpolitik und ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte.