Zagreb. Der langjährige starke Mann Kroatiens hat es nur ein halbes Jahr als Politrentner ausgehalten. So überraschend wie Ivo Sanader im letzten Sommer als Ministerpräsident und Chef der HDZ- Regierungspartei zurückgetreten war, so unerwartet kam seine Kehrtwende. Der 56-Jährige will wieder mitmischen und zwar politisch ganz oben, kündigte er am Sonntag an. Der Rücktritt vom Rücktritt stellt die kroatische Politik auf den Kopf. Zunächst droht das Ende der HDZ-Regierung, weil zwei kleinere Parteien für den Fall der Reaktivierung Sanaders ihren Auszug aus der Koalition angekündigt hatten. Das hätte Neuwahlen zur Folge mit unabsehbaren Folgen für die HDZ, die für die schwere Wirtschaftskrise im Land verantwortlich gemacht wird.
Nicht umsonst ist Sanader heute der unpopulärste Politiker in Kroatien, weil er sein Land mit einer Rekordarbeitslosigkeit und 40 Milliarden Euro Rekordschulden zurückgelassen hatte. Schließlich droht der mächtigen HDZ, die seit der Unabhängigkeit Kroatiens 1991 die bestimmende Kraft im Land ist, durch die Polarisierung Sanaders eine Spaltung. Die heimischen Medien spekulieren, das Desaster der österreichischen Hypo-Alpe-Adria-Bank und ihrer Mutter BayernLB stehe hinter dem jähen Sinneswandel von Sanader. Auch wenn der alte und neue Spitzenpolitiker das vehement bestreitet, so gilt er doch als der „politische Pate“ der Hypo-Geschäfte in Kroatien. Das inzwischen von Österreich verstaatlichte Bankhaus soll nach Darstellung der Medien mehr als zwielichtige Geschäfte gemacht haben.
Umstrittene Kreditvergaben ohne ausreichende Sicherungen, Provisionszahlungen und Sonderkredite an willfährige Politiker und gewagte Geldtransfers sollen dazu gehören. Die BayernLB soll intern davon schon im Vorfeld ihres Einstiegs gewusst haben, heißt es in den Medien weiter. Zuletzt hatte erst im Dezember kein Geringerer als der Gouverneur der kroatischen Nationalbank, Zeljko Rohatinski, ausgepackt. Es habe „furchtbaren Druck“ Sanaders gegeben, „damit Stoiber die Hypo Bank übernehmen kann“, sagte er der kroatischen Zeitung „Jutarnji list“. Der frühere bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber habe auf höchster politischer Ebene interveniert, damit die bayrische Staatsbank die windige Hypo kaufen konnte. „Ich weiß zuverlässig, dass Stoiber auch (dem kroatischen Staatschef Stjepan) Mesic geschrieben hat“, versicherte der Gouverneur.