Istanbul. Nach dem Verbot der Kurdenpartei DTP durch das türkische Verfassungsgericht ist es in Istanbul erneut zu Ausschreitungen gekommen. Rund 60 Demonstranten lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Die kurdischen Jugendlichen setzten im Stadtteil Gaziosmanpasa Geschäfte und Autos in Brand, während die Polizei Tränengas und Wasserwerfer einsetzte. Zu ähnlichen Zusammenstößen kam es noch in drei weiteren Vierteln der Metropole, wo die Demonstranten Sicherheitskräfte mit Steinen attackierten und Bushaltestellen anzündeten. Auch in Mersin im Süden und in Viransehir im Südosten des Landes kam es zu Ausschreitungen.
Das türkische Verfassungsgericht hatte das Verbot der DTP am Freitag mit ihrer zu großen Nähe zur kurdischen Rebellenorganisation PKK und deren separatistischen Bestrebungen begründet. Zwei der 21 DTP-Abgeordneten im Parlament in Ankara, darunter Ko-Parteichef Ahmet Türk, sowie 35 weitere DTP-Vertreter wurden darüber hinaus mit Politikverbot belegt. Die DTP sitzt seit 2007 als erste kurdische Fraktion der türkischen Geschichte im Parlament. Das Verbot könnte einen Rückschlag für die Türkei auf dem Weg in die Europäische Union bedeuten. Gestern beriet die Kurdenpartei über ihr weiteres Vorgehen.