Bis zu 600 Personen müssen das Land verlassen. Die Angst vor Anschlägen ist zu groß. Ein Luftangriff fordert wieder zivile Opfer.
Kabul. Aus Furcht vor neuen Angriffen verlegt die Uno mehr als die Hälfte ihrer Mitarbeiter in Afghanistan. 600 Personen würden zum Teil das Land verlassen, zum Teil in weniger gefährdete Regionen gebracht, sagte Uno-Sprecher Aleem Siddique.
Die Vereinten Nationen ziehen damit die Konsequenz aus einem Angriff auf ihr Gästehaus im Zentrum der afghanischen Hauptstadt, bei dem in der vergangenen Woche fünf Uno-Mitarbeiter getötet worden waren. Der Leiter der Uno-Mission, Kai Eide, betonte: „Wir sprechen nicht von einem Abzug.“ Die Mehrheit der Uno-Mitarbeiter ist in mehr als 90 Gästehäusern in Kabul untergebracht. Diese sollen jetzt nach Angaben Siddiques zum Teil zusammengeführt werden.
Eide erhöhte zudem den Druck auf Präsident Hamid Karsai, mit seiner künftigen Regierung endlich im Kampf gegen Korruption ernst zu machen. Es gebe offenbar die Einstellung, die internationale Gemeinschaft werde wegen der strategischen Bedeutung des Landes ihr Afghanistan-Engagement niemals einstellen. „Das ist nicht korrekt“, so Eide. Es sei die öffentliche Meinung in den Geberländern und Truppenstellerstaaten, die letztlich über die Hilfe für Afghanistan entscheidend sei.
Das Rote Kreuz will seine humanitäre Arbeit mit 120 internationalen Mitarbeitern in Afghanistan fortsetzen. „Wir haben keine Pläne, das Land zu verlassen oder unsere Strategie zu verändern“, sagte der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Simon Schorno. Die Mission in Afghanistan mit insgesamt 1400 Mitarbeitern sei einer der größten Einsätze der Organisation. Schwerpunkt ist die medizinische Versorgung von Kriegsverwundeten, besonders von Minenopfern. „Die Leute vertrauen uns“, sagte Schorno. Das Rote Kreuz profitiere in Afghanistan von seiner Neutralität.
Bei einem neuen Luftangriff in Südafghanistan wurden nach Angaben von Dorfbewohnern neun Menschen getötet, darunter drei Kinder. Der Sprecher der Provinzregierung in Helmand, Daoud Ahmadi, bestätigte einen Luftangriff auf das Dorf Korchaschien, südlich der Provinzhauptstadt Laschkar Gah. Er wies die Angaben über zivile Opfer aber zurück und sagte, dass acht Taliban-Kämpfer in einem Gebäude getötet worden seien.
Filmaufnahmen der Fernsehnachrichtenagentur APTN zeigten, wie Dorfbewohner mehrere Leichen zum Amtssitz des Gouverneurs in Laschkar Gah brachten. Darunter waren auch die toten Körper von Kindern. Auf dem Marktplatz der Provinzhauptstadt riefen die Dorfbewohner in Sprechchören: „Tod den Ausländern!“ Der Dorfbewohner Abdul Raschin sagte, die Menschen seien während der Feldarbeit getötet worden. (AP/epd)