An einem Restaurant auf dem Bahnhofsvorplatz von Odessa prangt das Foto von Angela Merkel an einem Döner-Spieß - als Werbung für türkische Speisen
Odessa. Macht die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel Werbung für Döner? Diese Frage stellen sich die Einwohner der ukrainischen Schwarzmeerstadt Odessa. An einem Restaurant auf dem Bahnhofsvorplatz prangt das Foto der deutschen Politikerin an einem Döner-Spieß als Werbung für türkische Speisen. Das berichtete die russische Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ (“KP“) am Sonnabend. „Braucht Merkel das?“, „Wurde Sie vielleicht gut bezahlt dafür?“, rätselten Passanten laut dem Bericht. Die deutsche Botschaft in der Ukraine habe betont, dass „die Frau Kanzlerin da sicher nicht ihr Einverständnis“ gegeben habe.
Auflösung des Rätsels: Das Foto entstand im Juni bei einem Sommerfest der Union in Berlin am Stand eines Döner-Produzenten aus der Hauptstadt. „Da sind wir seit drei Jahren eingeladen und dürfen unsere Produkte den Gästen anbieten“, sagte ein führender Mitarbeiter des Drehspieß-Herstellers am Sonnabend. „Frau Merkel hat den Döner angeschnitten und erstmal ein kleines Stück gegessen. Später kam sie dann noch mal. Anscheinend hat es ihr geschmeckt.“ Das Foto ziert nun den Internet-Auftritt der Firma. Über den Werbe-Trick des Restaurants in Odessa sei man nicht informiert, sagte der Döner- Anbieter.
Dem Restaurantbetreiber in Odessa droht nun Ärger. Der Manager sagte, die Idee stamme von einer Werbefirma. „Wir haben tatsächlich mehr Gäste. Alle wollen wissen, ob Merkel wirklich bei uns war. Offiziell hat sich bei uns niemand beschwert.“ Die von der „KP“ befragte Reklameagentur wies Missbrauchs-Vorwürfe zurück. Es stehe ja nicht da geschrieben, dass Merkel auf dem Foto sei. Es könne sich auch um eine Frau handeln, die nur so aussehe wie die Kanzlerin. Es gehe vielmehr um ein Symbol für eine „gesunde Ernährung“, um eine „seriöse Frau, die nur das Beste wählt“.
Der Anwalt Nikolai Sjumin aus Odessa betonte, dass auch die ukrainischen Gesetze die Verwendung solcher Fotos ohne Einwilligung der betroffenen Person verbieten. Allerdings müsse wohl ein Gericht erst feststellen, ob es sich in diesem Fall tatsächlich um Werbung handele oder nur um die unrechtmäßige Verwendung eines Fotos, sagte Sjumin. Auch ukrainische Medien hatten in den vergangenen Tagen über „Merkel am Döner-Spieß“ berichtet.
Merkel selbst hatte im September 2006 bei einem Besuch in der Europa-Zentrale des türkischen Dogan-Konzerns in Walldorf bei Frankfurt/Main erklärt: „Ich bin eine große Freundin der Türkei.“ Ihren Tee und auch ihren Döner nehme sie beim Türken um die Ecke von ihrer Berliner Wohnung zu sich, sagte sie damals.