Zwei Selbstmordattentäter versetzen Bagdad in Angst und Schrecken. Es war der schwerste Anschlag in der irakischen Hauptstadt seit dem 19. August.
Bagdad. Blutiges Drama in der irakischen Hauptstadt: Zwei Selbstmordattentäter haben am Sonntag im Irak in Bagdad mindestens 132 Menschen mit in den Tod gerissen. Mindestens 500 weitere Menschen wurden nach Angaben des Innenministeriums bei dem Blutbad verletzt. Ein Regierungssprecher sagte, die Attentate könnten gegen die Parlamentswahl im Januar gerichtet sein.
Die erste Autobombe detonierte gegen 10.30 Uhr Ortszeit (8.30 Uhr MEZ) an einer belebten Straße zwischen den Ministerien für Justiz und Arbeit im Herzen der Stadt. Das präparierte Fahrzeug explodierte mitten auf der Straße. Feuerwehrleute bemühten sich mit Feuerwehrleitern um einen Zugang zu den oberen Stockwerken der stark beschädigten Regierungsgebäude, in denen weitere Opfer befürchtet wurden. Schreie gellten durch die Straßen. Unter den Toten waren nach Klinikangaben zahlreiche Frauen und ältere Menschen.
Zehn Minuten später ging die zweite Autobombe im Stadtteil Salhijeh hoch. Vor dem Gouverneurssitz lagen Leichen und Leichenteile verstreut. Rettungskräfte bargen verkohlte menschliche Überreste aus zerstörten Fahrzeugen. Einige Leichen seien zu heiß gewesen, um sie anzufassen und hätten in Tücher gewickelt werden müssen, sagten Retter. Durch die Wucht der Explosionen wurden umliegende Gebäuden stark beschädigt, Fensterscheiben gingen zu Bruch. Abwasserleitungen zerbarsten und setzten ganze Straßenzüge unter Wasser. Dicke Rauchwolken standen über den Anschlagsort. Die Polizei riegelte die Zufahrtsstraßen ab, um Feuerwehrfahrzeuge und Rettungswagen ein Durchkommen zu ermöglichen.
Kurze Zeit nach der Explosion in Salhijeh begab sich Ministerpräsident Nuri el Maliki zu dem Anschlagsort am Gouverneurssitz. Er sprach mit Hilfskräften und Sicherheitsbeamten, verzichtete aber zunächst auf eine offizielle Stellungnahme zu dem Attentat. Regierungssprecher Ali el Dabbagh erklärte, der Anschlag weise die Handschrift von al-Qaida und seiner Verbündeten auf und könnte gegen die geplante Parlamentswahl im Januar gerichtet sein.
Der Nationale Sicherheitsrat im Irak bemüht sich derzeit um eine Beilegung des Streits um ein neues Wahlrecht, damit Mitte Januar gewählt werden kann. Das größte Problem ist dabei der Streit um die nördliche Erdölstadt Kirkuk, die an das autonome Kurdengebiet grenzt. Die kurdische Autonomieregierung will Kirkuk in das Kurdengebiet eingliedern, was die dort lebenden Araber und Turkmenen aber ablehnen. Zunächst war geplant, dass das Parlament schon am Montag über ein neues Wahlrecht abstimmen sollte.
Die Zahl der Anschläge im Irak ist seit dem Rückzug der US-Soldaten aus den Städten am 30. Juni wieder stark gestiegen. Am 19. August wurden bei Anschlägen auf das Außen- und das Finanzministerium in Bagdad mindestens 95 Menschen getötet und mehr als 600 verletzt. Damals machte die Regierung Anhänger der verbotenen Baath-Partei des gestürzten Machthabers Saddam Hussein verantwortlich, denen Syrien angeblich Unterschlupf gewährt.