Die Generalversammlung der Vereinten Nationen ist der Ort der Abrechnung. Doch einige Redner haben mit ihren Mitteln weit überzogen.
New York/Hamburg. Der eine flippte aus und hob seinen Schuh in die Luft, der andere sprach vom Teufel. Die Ansprachen vor der Uno-Vollversammlung haben eine zorngeladene Tradition. Der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi und der umstrittene iranische Premier Mahmud Ahmadinedschad zählen zu den schillerndsten Rednern bei den Vereinten Nationen. Für Gaddafi war es der erste Auftritt bei der Generaldebatte, die mehrfach zur Bühne für Propagandareden und spektakuläre Aktionen geworden ist.
Legendär ist die Schuh-Einlage des damaligen Kremlchefs Nikita Chruschtschow. Am 12. Oktober 1960 hatte Chruschtschow verlangt, das Plenum solle über die Unabhängigkeit von Kolonialländern diskutieren. Als daraufhin die Frage nach der Unabhängigkeit der osteuropäischen Völker gestellt wurde, begann Chruschtschow zunächst, lautstark mit der Faust auf sein Pult zu schlagen. Schließlich ließ er seiner Wut freien Lauf und trommelte heftig mit einem Schuh auf die Tischplatte.
Der Präsident der Vollversammlung zerbrach in der stürmischen Sitzung seinen Hammer, als er damit den erbosten Chruschtschow zur Ordnung rufen wollte. Ungeklärt blieb, ob dieser damals einen seiner eigenen Schuhe benutzte, ob er das lederne Corpus Delicti von dem neben ihm sitzenden Außenminister Andrej Gromyko lieh oder gar vorsorglich einen Reserveschuh mitgebracht hatte.
Nur drei Jahre ist es her, dass der für seine Attacken gegen die USA bekannte venezolanische Präsident Hugo Chávez den damaligen US- Präsidenten George W. Bush vor der UN-Vollversammlung als „Teufel“ beschimpfte. „Gestern war der Teufel hier, genau hier“ sagte Chávez am 20. September 2006 und zeigte auf ein Pult, von dem aus Bush 24 Stunden zuvor seine Rede gehalten hatte.
„Und es riecht hier noch immer nach Schwefel“, fügte er hinzu und bekreuzigte sich dabei. Die USA seien „die größte Gefahr für unseren Planeten“ und bedrohten „das Überleben der Spezies Mensch“, so Chávez. Mit umgeschnalltem Pistolenhalfter trat einst Jassir Arafat vor die Vollversammlung, um erstmals vor diesem Forum sein politisches Anliegen, die Gründung eines palästinensischen Staates offiziell zu präsentieren. Die Rede des Palästinenserführers am 13. November 1974 war jedoch trotz drohender Untertöne ein wenig konzilianter, als der martialische Auftritt mit Kufija-Kopftuch und Freischärlerjacke zunächst erwarten ließ.
Der PLO-Chef bezeichnete sich als einen Mann, der „einen Ölzweig und die Waffe des Freiheitskämpfers“ in der Hand halte. Die Vorstellung habe so auf ihn gewirkt, als ob der Gangsterboss Al Capone vor dem Obersten Gericht der USA über Moral und Anstand dozieren würde, urteilte ein israelischer Diplomat damals über den Arafat-Auftritt.
Zu einem der schwärzesten Momente der Uno-Vollversammlung wurde der Auftritt des als „Schlächter von Kampala“ bekannten Diktators Idi Amin im Jahr darauf. Der damalige Präsident Ugandas forderte am 1. Oktober 1975 in seiner Ansprache nicht nur den Ausschluss Israels aus den Vereinten Nationen, sondern forderte die „Auslöschung“ Israels als Staat. Der Despot verlangte die Wiederherstellung der „territorialen Integrität Palästinas“.
In der ordensgeschmückten Uniform eines Feldmarschalls sprach Idi Amin, während dessen Gewaltherrschaft von 1971 bis 1979 Hunderttausende Menschen ermordet wurden, einige einleitende Worte in seiner Muttersprache. Den Rest der Rede ließ er auf Englisch von seinem Uno-Botschafter verlesen. Anschließend richtete Amin, der damalige Präsident der Organisation für Afrikanische Einheit, noch einige Worte an die Delegierten. Viele verabschiedeten den Afrikaner mit tosendem Beifall. Westliche Uno-Botschafter reagierten empört.