Vier Tage nach der Befreiung des lange verschollen geglaubten Frachters “Arctic Sea“ hat Russlands Luftwaffe die acht mutmaßlichen Piraten sowie die meisten Seeleute nach Moskau gebracht.
Moskau. Drei Militärflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-76 landeten gestern aus Westafrika auf dem Flughafen Tschkalowski, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Die Größe der Maschinen, mit denen auch Panzer und Raketen transportiert werden können, sorgte in Moskau für neue Spekulationen, an Bord der angeblich mit Holz beladenen "Arctic Sea" könnten Marschflugkörper gewesen sein.
Der Kapitän der "Arctic Sea" sowie drei weitere Seeleute hielten weiter Wache auf dem drei Wochen lang vermisst gemeldeten Frachter. Das Schiff nahm nach Kremlangaben von der Küste des Inselstaats Kap Verde Kurs auf den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk. Die "Arctic Sea" war am Montag nach offiziellen Angaben nach drei Wochen aus der Gewalt von Piraten aus Lettland, Estland und Russland befreit worden. Den verdächtigten Piraten drohen im Fall einer Verurteilung 20 Jahre Gefängnis.
Alle Besatzungsmitglieder würden erst freigelassen, wenn klar sei, dass sie nicht mit dem Überfall auf die "Arctic Sea" Ende Juli in Verbindung stehen.
Militärexperten vermuten, dass die "Arctic Sea" Waffen geschmuggelt haben könnte. Russische und ukrainische Zeitungen schrieben erneut, dass es sich um Marschflugkörper handeln könnte. So seien mit Atomsprengköpfen bestückbare Raketen vom Typ X-55, die aus Sowjetzeiten stammten, bereits in der Vergangenheit in den Iran geschmuggelt worden, berichtete die Moskauer Zeitung "Nowyje Iswestija". Die Raketen mit einer Reichweite von 3000 Kilometern können von dem Jagdbomber Suchoi SU-24 abgefeuert werden, die Flugzeuge sowjetischer Bauart gelten als Rückgrat der iranischen Luftwaffe. Die ukrainische Internetzeitung "Obosrewatel" berichtete, dass vier X-55-Raketen bei einer Reparatur der "Arctic Sea" in der russischen Ostseeregion Kaliningrad an Bord gebracht worden seien. Allerdings hätten sich in den Verschalungen keine atomaren Sprengköpfe befunden. Die Autoren des Artikels gehen davon aus, die "Arctic Sea" die Raketen zu Islamisten in Algerien bringen sollte, die wiederum über ihre Kanäle eine Lieferung der X-55 an den Iran geplant hätten.